Der begehrteste Torwart der Welt

Porträt: Der Schalker Manuel Neuer muss sich entscheiden, ob er Schalker bleiben oder doch zum FC Bayern wechseln will.

Augsburg/Gelsenkirchen. Die Geschichte beginnt in Gelsenkirchen-Buer. Hier ist Manuel Neuer groß geworden, stand im Kindesalter im Gelsenkirchener Parkstadion und dann in der neu errichteten Arena in der Nordkurve. Er gehörte der „Buerschenschaft“ an, einer „Ultra“-Bewegung unter den Schalker Fans. Und er durchlief alle Jugendmannschaften seines Vereins.

Jetzt ist Manuel Neuer 24 Jahre alt, deutscher Nationaltorwart und laut seinem Trainer Felix Magath „der beste Torwart der Welt“. Einer, dessen Zukunft gerade den gesamten Verein bewegt — seinen Klub. Einmal Schalker, immer Schalker?

In Zeiten von Legionären und Kurzzeitverträgen, in Zeiten der Globalisierung des Fußballs sind Spieler wie Neuer ein rares Gut. Und auf Schalke, wo der Fußball am liebsten ursprünglich und kämpferisch gesehen wird, sind originäre Jungs aus dem Kohlenpott Helden. Neuer wird wahrscheinlich trotzdem gehen.

Der FC Bayern will ihn, ein Klub wie Manchester United aus der englischen Premier League soll ihn wollen, und sein Trainer Felix Magath will ihn behalten. Er sagt mal, es gebe keinen Grund für einen Wechsel und sagt dann: „Ein Wechsel vor 2012 ist kein nennenswertes Denkmuster.“

Neuer sieht das seit Dienstagabend offiziell anders. Er schließt einen Wechsel nicht mehr aus. „Das kann ich so nicht unterschreiben. Dazu gehören immer zwei Seiten“, sagte Neuer zu Magaths Vorstößen.

Der FC Bayern soll bereit sein, 15 Millionen Euro für eine Verpflichtung zu zahlen, 2012 würde Neuer ablösefrei wechseln können. Magaths öffentlich zur Schau getragene Überzeugung in Sachen Neuer dürfte auch der Versuch sein, den Preis für seinen besten Spieler in die Höhe zu treiben, sollte er ihn nicht von einem Verbleib überzeugen können.

„Ich setze mich nicht unter Druck“, sagt Neuer, der die Gelassenheit einer viel zitierten deutschen Eiche ausstrahlt. Für einen Torwart ist das ein Vorteil, in Südafrika bei der Fußball-WM war Neuer ein Rückhalt, wie man es diesem jungen Mann nie zugetraut hätte. Aus einem gelegentlich patzenden Jüngling ist der vielleicht kompletteste seiner Zunft geworden. Aber Neuer zum FC Bayern, geht das?

In München gibt es viele Fans, die das nicht wollen. Der Herzblut-Schalker hat in der Vergangenheit manchen Hohn über die angeboren verhassten Bayern ausgeschüttet, vergessen haben sie das in München nicht. „Koan Neuer“ stand plakativ auf Karten, die die Bayern-Fans jüngst im Stadion zur Schau trugen.

Neuer soll seit einem Jahr eine Freundin in München haben, hier und da wurde er in der bayerischen Landeshauptstadt gesehen. Mal beim Einkauf, mal beim Weißbier trinken. Aber darüber reden würde Neuer nicht. Das Thema ist sensibel. In Gelsenkirchen wie in München. Und bei seinen Freunden aus der Buerschenschaft.