Nichts Tierisches auf dem Teller

Ernährung: Keine Eier, kein Fleisch, kein Fisch, kein Honig — die Zahl der Veganer wächst stetig.

Berlin. Sie trinken Sojasud, tragen Stofflatschen und füttern ihre Hunde mit Kartoffel-Matsch. Vegan zu leben, heißt auf alles zu verzichten, was tierisch ist. Das Bild der Veganer hat sich in den vegangenen Jahren jedoch stark gewandelt: Aus dem Verzichter ist ein Verfechter geworden — für das Klima, die Gesundheit und natürlich für die Tiere.

Veganer sein ist „en vogue“, und die Branche reagiert mit einer Fülle an Angeboten auf diesen Trend. Sebastian Zösch, Geschäftsführer des Vegetarierbunds Deutschland (Vebu), bestätigt: Veganismus — „das ist im Moment ein ziemlich großer Hype“. Allein in diesem Jahr sei die Mitgliederzahl des Vebus (Vegetarier und Veganer) von 2700 auf 3500 gestiegen.

Der Vegetarierbund vertritt die Interessen aller Vegetarier — das heißt, alle Ausprägungen vom Ovo-Lakto-Vegetarier bis hin zum Veganer (siehe Kasten). „Das Vegane hat einen Imagewandel durchlebt“, sagt Zösch. Vor allem junge Leute würden sich häufiger vegan und nicht nur vegetarisch ernähren.

Konsequent fleischlos isst man auch im „La Mano Verde“ in Berlin. Hier wird veganes Gourmet-Essen serviert: Gerichte wie Zucchini-Röllchen mit Walnussbolognese oder Kohlrabischeiben mit Tomaten-Cashew-Füllung à la „Ravioli Blanc“ stehen auf der Speisekarte. Christian Vagedes, Vorsitzender der Veganen Gesellschaft Deutschland, vergleicht die Zunahme des Veganismus mit der Bio-Welle vor einigen Jahren. Ihn verwundert der Trend nicht: Der Wechsel zum Gemüseliebhaber sei „eine Umgewöhnungsgeschichte“, eine vegane Ernährung zudem viel gesünder.

Ernährungswissenschaftler geben dem Lobbyisten nur teilweise Recht: Zwar empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Erwachsenen eine ausgewogene ovo-lakto-vegetarische Kost. Sich gänzlich ohne tierische Produkte — also vegan — zu ernähren, sieht Antje Gahl von der DGE allerdings „ein bisschen kritischer“. Vor allem bei Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf — also Schwangeren, Stillenden und Kindern — drohe ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren.

Alle Experten sind sich aber in einer Sache einig: Es gibt einen Trend zum Fleischverzicht. Sebastian Zösch sieht unterschiedliche Ursachen. Relativ neu sei „die ganze Geschichte, dass man das Klima rettet, indem man kein Fleisch ist“. Aber auch ethische und gesundheitliche Bedenken würden nach wie vor eine Rolle spielen. Auch durch den Bestseller „Tiere Essen“ von Jonathan Safran Foer seien viele zu Vegetariern geworden.