Der Feuerball aus dem Weltall

Wie eine Rakete donnert ein Meteorit auf die russische Provinz Tscheljabinsk nieder. 1200 Menschen werden verletzt.

Tscheljabinsk/Moskau. Feuerball aus dem Weltall: Mit explosiver Wucht donnert ein Meteorit auf die russische Provinz in der Nähe der Millionenstadt Tscheljabinsk nieder. Fensterscheiben zerbersten, als die gewaltige Druckwelle zur Hauptverkehrszeit am Freitag die Region am Uralgebirge erschüttert.

„Ich dachte, ein Flugzeug stürzt ab“, sagt ein Augenzeuge. Amateurvideos zeigen, wie die glühende Kugel am Winterhimmel eine qualmende Spur zieht. Weil viel Glas zu Bruch geht, erleiden Hunderte Menschen Schnittwunden. Dutzende müssen die Verletzungen in Kliniken nähen lassen.

„Furchtbar war es, dieses Blut überall im Krankenhaus zu sehen — Blut auf dem Boden, am Holz der Tür“, berichtet Augenzeugin Swetlana Popowa. Sie selbst habe am Fenster gestanden, als eine Druckwelle die Scheiben zerdrückt habe. „Ich habe gleich die Hände vors Gesicht gehalten, aber trotzdem ein paar Kratzer abbekommen“, sagt sie.

Das Fernsehen zeigt, wie Menschen fluchtartig ihre Wohnungen verlassen — aus Angst vor weiteren Geschossen. Aber die Behörden geben Entwarnung. Aufgeregt und nach Luft ringend erzählen viele, wie sie die „kosmische Attacke“ völlig kalt erwischt hat. Sie warten nun, dass ihre Fenster repariert werden.

Über Stunden können sich Viele Russen in dem betroffenen Gebiet rund 1500 Kilometer von Moskau entfernt keinen Reim auf das Geschehen machen. Spekulationen schießen zeitweilig ins Kraut, wonach möglicherweise eine fehlgeleitete Rakete in der Luft explodiert sei.

Auch Kremlchef Wladimir Putin zeigt sich betroffen. Immerhin liegen in der Region wichtige Atomanlagen. Sie sind wie durch ein Wunder verschont geblieben, heißt es. Putin fordert nun ein Frühwarnsystem für einen besseren Schutz. Der für die Raumfahrtindustrie zuständige Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin will sogar über ein militärisches Abwehrsystem gegen Objekte aus dem All nachdenken.

Im Blickfeld der Russen stehen jetzt die Astronomen, die die Katastrophe nicht vorhersehen konnten. Die Experten streiten an diesem Tag nicht zuletzt darüber, ob es einen Zusammenhang zu dem Asteroiden „2012 DA14“ geben könnte, der am Freitag an der Erde vorbeisauste. Es gibt aber wohl keine Verbindung.

Experten schätzen, dass der Brocken aus dem All zehn Tonnen schwer gewesen sein könnte, bevor er mit einem Tempo von bis zu 20 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eingedrungen sei. So stellt es die Russische Akademie der Wissenschaften in Moskau dar. Möglicherweise sei der Meteorit dann in einer Höhe zwischen 30 und 50 Kilometern explodiert und zerfallen.