Der Held Brasiliens
Júlio Cesar schämte sich seiner Tränen nicht. Mit roten Augen stand der brasilianische Nationaltorwart nach dem Achtelfinalkrimi gegen Chile beim Fernsehinterview und wischte sich übers Gesicht. „Vor vier Jahren war ich sehr traurig.
Jetzt weine ich wieder — aber vor Glück. Nur Gott und meine Familie wissen, was ich durchgemacht habe“, sagte der aufgelöste Keeper.
Der 34 Jahre alte Routinier war in Belo Horizonte zur Höchstform aufgelaufen. Zweimal parierte er im Elfmeterschießen und legte damit den Grundstein zum Sieg. Vor vier Jahren hatte Júlio Cesar bei der WM in Südafrika noch Tränen der Enttäuschung vergossen. Im Viertelfinale gegen die Niederlande patzte der Schlussmann, Brasilien schied aus.
Am Tag danach wollte er seine Karriere beenden. Familie und Freunde brachten ihn davon ab, und beim erfolgreichen Confederations Cup 2013 stand Júlio Cesar wieder zwischen den Pfosten der Seleção, Nationaltrainer Scolari vertraute ihm. Doch bei den Queens Park Rangers in England saß der Schlussmann nur auf der Bank. In einer Verzweiflungsaktion wechselte Júlio Cesar im Winter zum Toronto FC, ins Fußball-Niemandsland Kanada. Mit nur sieben Pflichtspielen reiste er zur WM — und wurde zum Helden.