Der Mann, der die Welt vernetzte
Heute vor 20 Jahren hat der Physiker Tim Berners-Lee ermöglicht, dass das Internet zum Massenmedium werden konnte.
Hamburg. Alt.hypertext nannte sich die Internet-Diskussionsgruppe, in der Tim Berners-Lee am 6. August 1991 eine Beschreibung seines Projekts veröffentlichte. Mit den Worten „Probiert es aus“ lud der britische Physiker heute vor 20 Jahren Forscherkollegen in sein „World Wide Web“ (weltweites Netz) ein. Es war der erste Schritt zu einer massenhaften Verbreitung des Internets.
Erst das „World Wide Web“ von Tim Berners-Lee, der damals am europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf arbeitete, verschmolz die im Internet vernetzten Rechner zu einer Einheit, in der man bequem von Homepage zu Homepage surfen kann.
Das Problem, das Berners-Lee löste, war der automatische Zugriff auf die im Internet gespeicherten Informationen. Zuvor konnte man nur Dokumente im Internet lesen, wenn man wusste, was man lesen wollte und wo es zu finden war. Dann musste man den entsprechenden Rechner im Internet anwählen, auf dem das Dokument hinterlegt war — das war höchstens etwas für Computer-Profis.
Erst der britische Physiker brachte entscheidende Vereinfachungen: Internetfähige Rechner kommunizierten ab sofort in einer gemeinsamen „Sprache“, die ihnen eine automatische Kommunikation und Datenaustausch ermöglichte. Diese Sprache — das Hypertext Transfer Protocol (http) — ist bis heute in Gebrauch.
Bis dahin unbekannte Webbrowser übersetzten Suchbefehle in http-Anfragen, die von Servern im Netz verstanden werden. Der Browser übernahm es auch, die von dort zurückgeschickten Text-, Grafik- und Bilddokumente auf dem heimischen Bildschirm darzustellen. Dieses keine Fachkenntnisse verlangende System revolutionierte das Internet und machte es zu dem Massenmedium, das es heute ist.
Eine Innovation war auch der Einbau von sogenannten Hypertext-Links — digitalen Querverweisen auf weitere Dokumente. Auf diese Weise konnten Nutzer leicht von einem Dokument zu einem anderen weitergeleitet werden. Es genügte, per Mausklick einen Link anzuklicken, und sie kamen zu einer anderen Internetseite, die sie vielleicht noch gar nicht kannten. Das „Surfen“ war geboren.
Noch heute funktioniert das Web nach den Mechanismen, die Berners-Lee entwickelte. Allein in Deutschland gehen laut Branchenverband Bitkom inzwischen 51 Millionen Menschen online, rund Dreiviertel der Deutschen. Weltweit sind Millionen Server im „World Wide Web“.
Bis heute ist Tim Berners-Lee ein Internet-Vordenker. Zurzeit arbeitet er an einer Suchmaschine, die nicht nur nach Schlagwörtern sucht, sondern auch den Inhalt von Internetseiten versteht. In Zukunft soll es möglich sein, vollständige Fragen in Suchmaschinen einzutippen.