Designer Michael Michalsky: Es gibt kein Zurück nach Rümpel
Designer Michael Michalsky über Berlin, seinen Ort der Freiheit, Heimat, Mode — und gekonnte Inszenierung.
Berlin. Dienstag startet die Fashion Week in Berlin. Die „StyleNite“ von Michael Michalsky gilt als der Höhepunkt. Selbst Karl Lagerfeld bekennt über den Designer: „Michael Michasky ist das Symbol der Berliner Mode“.
Herr Michalsky, welche Rolle spielt Berlin in Ihrem Leben?
Michalsky: Eine sehr große. Für mich ist Berlin die inspirierendste Stadt, die es momentan gibt. Das Herz von Europa. Ich glaube, es gibt keine andere Stadt, in der man so frei sein kann. Und das ist für mich persönlich sehr wichtig.
Das heißt, es gibt kein Zurück nach Nürnberg, nach New York oder nach Rümpel in Schleswig-Holstein, wo Sie aufgewachsen sind?
Michalsky: Es gibt definitiv kein Zurück nach Rümpel, außer, wenn ich meine Eltern mal besuche. Nürnberg ist sicherlich eine schöne Stadt, aber ich habe dort nur gelebt, weil ich für Adidas gearbeitet habe. New York finde ich interessant, aber mehr als Tourist. Ich möchte da nicht leben. Ich werde immer eine Basis in Berlin haben, egal, was kommt, weil ich mich hier einfach wohlfühle. Außerdem sagt man, Berlin sei das „neue New York“.
Mögen Sie Deutschland?
Michalsky: Ja, ich finde, Deutschland ist ein tolles Land. Eine Zeit lang konnte ich mir auch nicht vorstellen, wieder in Deutschland zu leben. Aber ich finde, wir leben heute in einem ganz anderen Deutschland als es Ende der 1990er Jahre war. Multikulti funktioniert hier. Auch wenn es Probleme gibt — aber die gibt es auch in Vierteln, in denen nur Deutsche leben. Manche Deutsche haben ein Problem damit, wenn Menschen anders sind. Weil wir es gern haben, wenn alle gleich sind.
Hatten Sie Probleme damit, „anders“ zu sein?
Michalsky: Nö, ich war ja nicht bewusst anders. Ich habe nur relativ früh gemerkt, dass das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, nicht das ist, wo ich bleiben will. Weil ich mich für Dinge interessiere wie Mode, die dort keine Rolle spielen. Ich habe Abitur gemacht, und damit das, was von mir erwartet wurde. Aber ab diesem Zeitpunkt wollte ich ein selbstbestimmtes Leben.
Sind Sie mutig?
Michalsky: Sehr sogar. Ich hab nur vor wenigen Sachen Angst. Manchmal wird das zum Problem, weil ich mir viel zutraue. Und mir erst nachher überlege, was es für Konsequenzen haben könnte.
Die „StyleNite“, bei der schon Lady Gaga aufgetreten ist, erfordert ja auch ein gewisses Maß an Mut . . .
Michalsky: Auf jeden Fall. Mein Ziel war es von Anfang an, Mode anders zu präsentieren, nämlich im Zusammenhang mit Popkultur. Ich wollte keine Haute Couture Show — alle auf goldenen Stühlchen, zwölf Minuten Tamtam und dann ist alles vorbei. Ich möchte, dass möglichst viele Interessierte daran Anteil haben. Deshalb gibt es einen Livestream im Internet und zum Beispiel beim letzten Mal eine Übertragung auf Arte. Ich finde, dass Mode eine Gesamtheit ist, und sich vieles gegenseitig inspiriert.
Und nach der „StyleNite“, wenn es alles gut gelaufen ist, sind Sie dann glücklich?
Michalsky: Ja, da bin ich erst mal glücklich. Und ziemlich erschöpft. Ich falle in ein emotionales Loch. Während der Fashion Week ziehe ich immer in ein Hotel, obwohl ich ja in Berlin wohne. Am Tag nach der Show gehe ich wieder nach Hause und die neue Saison kann beginnen.