Deutsche Opfer in der Eishölle
Nach dem Lawinenabgang am Montblanc können vermutlich nicht einmal die Leichen geborgen werden.
Chamonix. Bei dem Lawinenunglück am Montblanc in den französischen Alpen mit acht Toten sind auch vier Deutsche ums Leben gekommen. Die anderen seien drei Schweizer und ein Österreicher, teilte die Gendarmerie von Chamonix gestern mit.
"Die Bergsteiger haben keinen Fehler begangen, und es lag auch nicht am Wetter. Es war einfach Pech", sagte eine Gendarmerie-Sprecherin. Die Wetterverhältnisse in der Nacht zum Sonntag beschreiben alle Stellen als "ausgezeichnet". Unvermutet sei am frühen Morgen ein Eisblock vom Fels abgebrochen, der die Lawine auslöste. "Das kann man nicht voraussehen."
Die acht Leichen können vorerst nicht geborgen werden. "Die Gefahr weiterer Lawinen ist zu groß", hieß es. In den kommenden Wochen sei nicht mit einer Bergungsaktion zu rechnen. Die Leichen würden vermutlich erst mit der Schneeschmelze zu Tage kommen. "Dann werden wir sie bergen". Ein Hubschrauber überflog das Gebiet gestern noch einmal, ohne Hinweise auf die Leichen zu finden.
Die Lawine ging in der Nacht zu Sonntag gegen drei Uhr früh in 3600 Metern Höhe auf einer Breite von 50 Metern etwa 200 Meter ab. Drei Italiener und fünf Franzosen wurden von den Schneemassen etwa 500 bis 600 Meter mitgerissen, konnten sich aber selbst befreien.
"Das Herabstürzen von Eisblöcken ist nicht vorhersehbar. Das kann zu jeder Tages- und Nachtzeit passieren", erklärte ein Bergführer. "Die Bergsteiger sind bis zu mehr als 1000 Meter in die Tiefe gerissen worden." Andere seien vielleicht in Gletscherspalten gestürzt und unter dem Schnee begraben worden.
Den Angaben zufolge wurden Rucksäcke und andere Gegenstände der Verschütteten gefunden. Diese sollen nun deren Angehörigen gezeigt werden. Einzelheiten über die Identität der Vermissten gab die Gendarmerie zunächst nicht bekannt.
"Es ist aber unwahrscheinlich, nach so vielen Stunden unter Schnee und Eis und einem Sturz über 1200 bis 1500 Meter noch Überlebende zu finden", sagte eine der Rettungskräfte.
Die Lawine habe keinerlei Lärm gemacht, sagte der 30 Jahre alte Franzose Nicolas Duquesne, der mit einem Knöchelbruch und Blutergüssen davongekommen ist. Der Bergführer habe noch gerufen "Lauft, lauft schnell", doch da sei er schon von den Schneemassen erfasst worden. "Wir waren mittendrin, wir mussten durch den Schnee regelrecht schwimmen, um uns zu retten", sagt der Franzose, der mit seinem Handy die Bergwacht rufen konnte. Ein Mitglied der Rettungsmannschaften beschrieb die Szene als "apokalyptisch".
Am frühen Sonntagmorgen sollen sich 40 Bergsteiger in dem Massiv aufgehalten haben. Bei dem Lawinenunglück handelt es sich um das schwerste seit neun Jahren in Frankreich.