Abgeblitzt Dhünntalsperre: Warum der Scheich kein Fest feiert
Ein Regierungsvertreter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wollte an der Dhünntalsperre mit 40 Gästen ein Picknick veranstalten — und bekam keine Erlaubnis.
Düsseldorf. Was verboten ist, übt oft einen ganz besonderen Reiz aus. Diese Lebenserfahrung gilt nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch im arabischen Raum. Bisweilen sind die Wünsche der Gäste aus den ölreichen Ländern so ausgefallen, dass es den Menschen in deutsche Amtsstuben regelrecht die Sprache verschlägt. Doch am Ende geht alles nach Recht und Gesetz zu.
Unsere Geschichte beginnt in der vergangenen Woche in Düsseldorf. Im Interconti an der Königsallee logieren hochrangige Regierungsvertreter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, rein privat. Trotzdem wissen alle Bescheid: die NRW-Staatskanzlei, das Auswärtige Amt und auch das Bundeskanzleramt.
Düsseldorf steht bei Besuchern aus den Arabischen Golfstaaten hoch im Kurs. Die in der Regel sehr gut betuchten Scheichs schätzen die zentrale Lage in Europa, die Einkaufsmöglichkeiten und die Fertigkeiten der Schönheitschirurgen. Erstklassig sollte zudem das Rahmenprogramm sein. „Wo ist der nächste Falkner?“, wird da im Nobelhotel schon mal gefragt.
Spannend scheint aus arabischer Sicht aber auch die Große Dhünntalsperre in der Nähe von Wermelskirchen zu sein. Jedenfalls äußert der finanzkräftige Besuch den Wunsch, direkt am nördlichen Uferbereich ein Picknick zu veranstalten. So um die 40 Personen sollen an dem Fest teilnehmen. Und damit es der Gruppe auch wirklich an nichts fehlt, plant der Gastgeber mit reichlich Equipment: ein 200 Quadratmeter großes Zelt, offener Grill, Toilettenwagen, Dieselaggregate. Um die Anlieferung zu bewerkstelligen, sollen mehrere kleine Lastwagen zum Einsatz kommen.
Was die ganze Sache nun so heikel macht, sind deutsche Gesetze und Verordnungen. Denn das Picknick soll mitten in der Wasserschutzzone I stattfinden. Für solche Gebiete gilt hierzulande ein absolutes Betretungsverbot. Selbst Wanderer haben dort nichts zu suchen. Also auch hochrangige Gäste aus dem arabischen Raum nicht. Und deren Lastwagen schon mal gar nicht.
Immerhin handelt es sich bei der Talsperre nicht nur um ein Naturschutzgebiet, sondern auch um die Trinkwasserquelle für rund 500 000 Menschen. So sagt es der Wupperverband, Betreiber der Talsperre.
Aber für ungewöhnliche Wünsche von besonderen Gästen gibt es Ausnahmegenehmigungen. Irgendetwas geht doch immer. Oder etwa nicht? Jedenfalls fragt die Botschaft des Besuches aus dem Mittleren Osten beim zuständigen Rheinisch-Bergischen-Kreis nach, ob die Sache mit dem Picknick in unberührter Natur nicht doch möglich sei.
Ob dieser politischen brisanten Sache laufen die Drähte zwischen Bergisch Gladbach, Düsseldorf und Berlin heiß. Wer sich in der NRW-Staatskanzlei, dem Auswärtigen Amt und dem Bundeskanzleramt letztlich um die Wünsche der Scheichs kümmert, wissen wir nicht so genau. Am Ende jedenfalls gibt es kein grünes Licht für das Picknick direkt am Ufer der Talsperre. Der Botschaft werden Alternativstandorte außerhalb der Wasserschutzzone I angeboten, ebenfalls landschaftlich reizvoll gelegen, wie es heißt. Die Diplomaten lehnen aber dankend ab.