Diamantenhandel: Das gute Geschäft mit den funkelnden Steinen
Antwerpens Diamantenviertel muss sich anpassen. Aber der Handel mit den Edelsteinen floriert noch immer — dank Kunden aus Asien.
Antwerpen. Der Raum, in dem Diamanten ihr Funkeln erhalten, sieht aus wie ein Trödelladen. Werkzeuge liegen herum, dazwischen Geräte, die aus der Zeit gefallen scheinen: ein verstaubtes Tastentelefon, ein Röhrenfernseher, ein Toaster. Mitten in diesem Wirrwarr sitzt Pieter Bombeke mit den wertvollen Steinen vor einer surrenden Schleifplatte. Zwischen den strubbeligen grauen Haaren seines Bartes bleibt das breite Lächeln fast verborgen. „Der Stein ist im 18. Jahrhundert geschliffen worden“, vermutet er und deutet auf den kleinen Diamanten in seiner Zange. „Der hat Glanz, aber kein Feuer.“
Immer wieder führt der Meisterschleifer, Anfang 60, das Werkzeug auf die rotierende Platte. Jedes Mal verliert der Diamant an Gewicht und gewinnt an Form. Im Hausflur zu seiner Werkstatt hängen drei Kameras. Hinter fast jeder Tür werden hier im Diamantenviertel Steine geschliffen, gehandelt, geprüft. Ein milliardenschweres Geschäft — und auch für Kriminelle eine Versuchung, wie der Raub in Mönchengladbach zeigt.
Die Zeit, als Antwerpen einer der wichtigsten Standorte für Diamantenschleifer war, ist lange vorbei. Die Handarbeit wird heute zum Großteil anderswo erledigt — Antwerpen ist vor allem Handelszentrum. „Wir haben einen Niedergang der Menge an Diamanten gesehen, die hier geschliffen werden“, sagt Caroline De Wolf vom Antwerpener Weltzentrum für Diamanten. In Ländern wie Indien und China ist der Lohn für die Schleifer deutlich günstiger. „Das ist ein Wettbewerb, den man nicht gewinnen kann.“
Auch im Diamantenhandel werden die Karten seit einiger Zeit neu gemischt. Zwar konnte Antwerpen seine Vorrangstellung halten. Doch auf der von zahllosen Kameras überwachten Straße im Diamantenviertel sind die alteingesessenen Händler mit jüdischer Kippa oder Schläfenlocken inzwischen in der Minderheit.
„Wir sind immer noch die Nr. eins im Großhandel“, sagt De Wolf. „80 Prozent aller Rohdiamanten und 50 Prozent aller geschliffenen Diamanten werden in Antwerpen gehandelt. Eine ziemlich große Zahl für eine einzige Straße“, sagt De Wolf. Von ihrem Büro aus wird beim Blick über die Hoveniersstraat klar, wie klein das Diamantenviertel ist. Und wie hoch die Nachfrage. Vor allem dank des Aufschwungs in Asien. Gerade in Indien und China werden mehr Diamanten gekauft. „Viele übernehmen die westliche Praxis, Diamanten zu verschenken.“