Die Angst in den Unternehmen

Pandemie: Was passiert, wenn am Arbeitsplatz die Schweinegrippe ausbricht? Große Firmen haben sich auf den schlimmsten Fall schon vorbereitet.

Düsseldorf. Der H1N1-Erreger, im Volksmund Schweinegrippe genannt, breitet sich weiter und schneller aus. Zwar warnen die Experten immer wieder vor übertriebener Panik, da die hochansteckende Grippe bisher in den meisten Fällen sehr mild verläuft, dennoch rüsten sich deutsche Unternehmen schon für das Schlimmste: Krankheitsfälle in der eigenen Firma.

So meldet der Software-Konzern SAP in Walldorf bereits erste Erkrankungen bei seinen Angestellten. Dabei hatte die Firma schon gleich zu Beginn der Krankheitswelle erste Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Große Veranstaltungen wurden auf den Prüfstand gestellt, einige Dienstreisen durch Videokonferenzen ersetzt. Ein Krisenstab soll dort nun Schlimmeres verhindern.

Der deutsche Sparkassen- und Giroverband in Berlin hat einen externen Anbieter mit der Erstellung eines Pandemie-Plans beauftragt. "Wir hatten einen für die Vogelgrippe, der aber nicht auf die Schweinegrippe modifizierbar war", sagt ein Sprecher des Verbandes. Seine Organisation könne jeden Tag auf einer Webseite abrufen, was zu tun ist, sobald sich der erste Mitarbeiter krank melden sollte. So könne gewährleistet werden, dass die wichtigsten Funktionen des Verbandes, zum Beispiel mit Hilfe von Heimarbeitsplätzen, aufrechterhalten werden. An die Sparkassen hat der Verband die Empfehlung ausgesprochen, ebenfalls mit einem externen Anbieter zur Erstellung eines Pandemie-Plans zusammenzuarbeiten.

Der Bayer-Konzern beobachtet nach eigenen Angaben sorgfältig die aktuellen Entwicklungen und bereitet sich auf mögliche Risiken vor. Experten in der Konzernzentrale stünden in Kontakt zu den Verantwortlichen in betroffenen Ländern und koordinieren die Vorgehensweise. Generelle Reiseeinschränkungen für Mitarbeiter gebe es jedoch nicht. "Bei Flügen in die betroffenen Gebiete entscheiden wir nach Dringlichkeit, ob die Reise tatsächlich stattfinden muss", sagt ein Bayer-Sprecher. Informieren können sich die Mitarbeiter jederzeit über das Intranet - dort wurden alle relevanten Informationen von Experten zusammengefasst.

Auch bei der Düsseldorfer Metro Group wurden die Mitarbeiter informiert. In einem Leitfaden werden grundlegende Verhaltensregeln während einer Pandemie oder Grippewelle aufgeführt. Außerdem wurde ein "Pandemie Steering Committee" eingerichtet, das die Ausbreitung der Schweinegrippe beobachtet und über Vorsorgemaßnahmen zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden berät. Laut Metro setzt sich der Pandemierat aus Experten unterschiedlicher Unternehmensbereiche und einem Arbeitsmediziner zusammen. Eine Impfung von Führungskräften und Mitarbeitern sei nicht möglich, da das Unternehmen noch keinen Impfstoff bestellen könne. Dieser sei nur von staatlicher Seite orderbar.

Thyssen-Krupp hat nach eigener Auskunft zum Schutz seiner weltweit tätigen Mitarbeiter bereits seit einigen Jahren Maßnahmen getroffen, um seine Geschäftstätigkeit im In- und Ausland aufrechtzuerhalten. Insbesondere seien Medikamente zur Therapie und Prophylaxe sowie Schutzausrüstung beschafft und eingelagert worden.

Die Lufthansa hat, wie ein Sprecher bestätigt, Notfallpläne in der Schublade. Über die Aufrechterhaltung des Flugbetriebes könne noch nichts gesagt werden, da "solch ein Fall noch sehr spekulativ ist". Das Unternehmen arbeite eng mit den Behörden zusammen. Auf Flügen in Richtung Mexiko seien anfangs Ärzte mit an Bord gewesen - dies sei aber nicht mehr der Fall.

Auch die Landesregierung hat sich schon auf eine Erkrankungswelle vorbereitet. Im Fall massenhafter Infektionen werden die NRW-Ministerien nur mit verringerter Besetzung in den Büros weiterarbeiten. In erster Linie werde in den entsprechenden Häusern das Schlüsselpersonal weiterhin Dienst tun müssen, das direkt mit der Bekämpfung der Grippe zu tun habe, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. "Alle anderen werden von zu Hause weiterarbeiten."