Die Eifel-Vulkane brodeln
Warnung: Der neue Katastrophenfilm von RTL hat einen ernst zu nehmenden Hintergrund.
Daun. Ein gewaltiger Knall erschüttert die Region zwischen Köln und Frankfurt. In Bonn und Koblenz können die Bewohner den Grund für den Lärm am Horizont erblicken, wo eine tiefrote Wolke aufsteigt, die die Hügel der Eifel glühend erscheinen lässt, bevor Asche und Steine vom Himmel regnen. Während Glutströme zu Tal schießen, debattieren Feuerwehr und Krisenstäbe ebenso hektisch wie hilflos über Reaktionen. Derweil walzt Lava ganze Ortschaften nieder und sammelt sich im Rhein. Dessen Wasser staut sich bis in die Nebenflüsse und überschwemmt das Gebiet von Frankfurt über Mannheim bis nach Straßburg, wo Atomkraftwerke, Chemiefabriken und Flughäfen geflutet werden.
Was wie das Drehbuch für einen neuen Katastrophenfilm klingt - und von RTL auch umgesetzt wird (siehe Kasten), beschäftigt seit geraumer Zeit Geophysiker und Vulkanologen. Droht in der Eifel ein Vulkanausbruch? Vulkanologe Hans-Ulrich Schmincke vom Institut für Meereswissenschaften in Kiel beobachtet die Eifelvulkane seit Jahren und ist zu dem Schluss gekommen, dass die acht mit Wasser gefüllten Maare (lat. "mare" = Meer) und rund 70 versandeten Trichter am Beginn einer neuen Aktivitätsphase stehen. "Die Vulkane schlafen nur, sind aber noch nicht erloschen."
Die Fachwelt ist sich mittlerweile einig. In der Eifel kann innerhalb weniger Monate ein Vulkan ausbrechen. Der Geophysiker Joachim Ritter von der Universität Karlsruhe hat die Erdkruste mit Schallwellen vermessen und dabei festgestellt, dass die Erde in der Eifel in Bewegung ist. "Vor allem zwischen Laacher See und Koblenz künden regelmäßig schwache Erdbeben von der Gefahr im Untergrund", sagt Ritter und ergänzt: "Vermutlich löst aufsteigendes Grundwasser, das von dem Magma-Reservoir in 50Kilometer Tiefe erhitzt wird, die Vibrationen aus."
Der Boden um den Laacher See ist zudem in einem Kilometer Tiefe 60 bis 70 Grad warm. "Das ist viel zu viel", so Ritter, dem das Gebiet zwischen dem Laacher See und Koblenz daher als wahrscheinlichster Ausgangspunkt für einen Vulkanausbruch erscheint. Zumal der Laacher See ein weiteres Lebenszeichen von sich gibt. Blasen im Wasser zeugen von Kohlendioxid-Gas, das aus dem Magma stammt und in erhöhter Konzentration freigesetzt wird, sobald das Magma aufsteigt. Für eine Eruption müsste sich jetzt nur noch ein wenig mehr Magma im Untergrund sammeln. "Das kann binnen Monaten geschehen und wenn sich dann der Gasdruck erhöht, schießt das 1000Grad heiße Gesteinsgemisch hervor", erklärt Joachim Ritter.
Eine Naturkatastrophe, für die es aktuell zwar keinen unmittelbaren Hinweis gibt, dem die Behörden und Rettungskräfte aber 12500 Jahre nach dem letzten Ausbruch völlig hilflos ausgeliefert wären. Denn Notfallpläne existieren dafür nicht. Die Wissenschaftler fordern daher dringend, diesen Ernstfall durchzuspielen. "Vielleicht vergehen noch Jahrtausende, es kann aber auch schon in ein paar Monaten soweit sein", warnt der Seismologe Klaus-Günter Hinzen.
Der Geologe Ulrich Schreiber hält derweil einen kleinen Helfer für den Katastrophenschutz bereit. Ameisen. "Ameisen bemerken einen bevorstehenden Ausbruch als erste. Ähnlich wie ein Kaminfeuer Störche vom Schornstein vertreibt, verscheucht das Kohlendioxid die Insekten aus ihren Nestern, die sie bevorzugt auf tektonischen Rissen in der Erde anlegen", erklärt Schreiber und fährt fort: "Würden die Ameisen ihre Nester in der Eifel zuhauf verlassen, wäre das ein Alarmsignal." Ansonsten bemerkt man die Vermehrung des Magmas im Untergrund nicht, denn in der Eifel stehen keinerlei Messgeräte. . .