Jodie Foster gibt immer alles
Am Donnerstag läuft in den deutschen Kinos „Die Insel der Abenteuer“ mit der US-Schauspielerin.
Düsseldorf. Mrs. Foster, macht es Ihnen Spaß, sich mal wieder von Ihrer komischen Seite zu zeigen, als eine herrlich unbeholfene Anti-Heldin?
Foster: Ja, sehr! Ich bin nämlich selbst eine offene, fröhliche Person, nicht so depressiv oder verrückt, wie man mich oft auf der Leinwand sieht! Es ist fünfzehn Jahre her, dass ich "Maverick" gemacht habe, seitdem war ich auf der Suche nach einem Film mit einer ähnlichen Leichtigkeit.
Mit "Insel der Abenteuer" können Sie sicher auch bei Ihren eigenen Kindern punkten, oder?
Foster: Ja, denn es ist das erste Mal, dass meine Söhne einen Film von mir sehen durften. Sie kamen auch mit zur Premiere und waren sogar zum Drehen dabei. Es ist das erste Mal, dass ich nicht blutverschmiert oder mit einer Waffe in der Hand zu sehen war. So etwas wollte ich ihnen ersparen!
Hatten Sie nach Jahren der Thriller und Dramen nun das Bedürfnis nach Leichtigkeit?
Foster: Das Komische war, dass mir erst in der Hälfte des Drehs bewusst wurde, dass es eigentlich wieder um Ängste geht! Die Protagonistin, eine völlig neurotische Schriftstellerin, hat ja Angst vor jedem Schritt, vor jeder Kleinigkeit und wird ganz von ihren Phobien beherrscht. Sie muss erst entdecken, dass auch sie ein Held sein kann - indem sie ihre Ängste besiegt. Wenn sie in einen Hubschrauber steigt oder auf einen Berg klettert, findet sie diese heldenhafte Kraft, die man zum Überleben braucht. Das sind Themen, mit denen ich mich zwanzig Jahre beschäftigt habe. Es ist wohl doch eine ernstzunehmende Obsession von mir!
Gab es in Ihrer Karriere einen Moment, in dem Sie viel Mut brauchten?
Foster: Oh ja! Eigentlich jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Film anfange. Die ersten zwei, drei Wochen zweifle ich immer daran, ob ich es überhaupt hinbekommen werde. Das trägt wohl erst dazu bei, eine exzellente Leistung zu erbringen, weil man so hart daran arbeitet, diese Angst zu überwinden. Aber diese Angst kennen viele Schauspieler.
Wie ist das nach dem Dreh? Herrscht das große Aufatmen?
Foster: Oh ja! Ich bin dann immer völlig erleichtert! Es ist nicht so, dass ich mir dann auf die Schultern klopfe, ich bin nur kolossal erleichtert, dass es vorbei ist - wie nach einer großen Operation.
So schlimm?
Foster: Ich bin wirklich froh, dass es dann ausgestanden ist. Ein Film bringt ja viel Tumult mit sich. Ich habe meine Familie nicht um mich, arbeite an den sieben Tagen der Woche 14 Stunden am Tag. In der Zeit kann ich nicht mehr abschalten.
Sie trennen Berufs- und Arbeitsleben kategorisch voneinander, führen zwei verschiedene Leben?
Foster: Genau. Denn ich brauche auch Zeit, um mich auf meine Rolle zu konzentrieren. Vor allem während der ersten zwei Drehwochen, in denen ich die Rolle auslote und herausfinden muss, wie ich sie spiele. Dann kann ich keine Ablenkung durch mein "normales Leben" ertragen.
Außer dieses Mal!
Foster: Ja, hier war mal alles ganz anders. Die Kids waren mit auf der Insel und hatten ihren Spaß, es war für sie ein echtes Paradies. Sie haben mit den Koalabären und den Kängurus gespielt. Es war wirklich ein Traum.
An Ihrer Seite ist das zwölfjährige Ausnahmetalent Abigail Breslin zu sehen, die für "Little Miss Sunshine" schon für einen Oscar nominiert war. Sie erinnert einen an Sie, als Kinderstar, oder?
Foster: Ich sehe natürlich auch diese Parallele zwischen ihr und mir. Aber auch die Unterschiede: Abigail ist von Natur aus begabt, sie hat einen direkten, bewussten Zugang zu ihren Emotionen. Das hatte ich nicht. Ich glaube, ich bin erst mit 25 oder 27 Jahren wirklich zur Schauspielerin geworden. Vorher habe ich gespielt, ohne zu wissen, wie oder woher das kam. Ich habe mich selbst damals noch nicht ausreichend gut gekannt.
Wie beurteilen Sie heute aus der Distanz Ihr Dasein als Kinderstar?
Foster: Ich denke gern an diese Zeit zurück, und überhaupt nichts Negatives.