Die Frauen lieben „Howies“ Akzent
Geburtstag: Schlagersänger Howard Carpendale wird am Freitag 65. Schon bald erscheint sein nächstes Album: „Das alles bin ich“.
München. Die Monika ist dabei und die Anja, auch Helena, Claudia, Sabine, Karin und Astrid. Viele Freundinnen und nur ein paar Freunde hat Howard Carpendale auf seiner Facebook-Seite, doch wen wundert das?
Der gebürtige Südafrikaner ist seit dem Tod von Roy Black einer der letzten aus der Schlagerbranche, der vom Konzert eine Auswahl an Damenwäsche mit nach Hause bringen kann. „Meine Bühne ist am Ende einer Show voller Schlüpfer und BHs“, sagt er.
Am Freitag feiert Carpendale seinen 65. Geburtstag — das Leben als von den Frauen umschwärmter Schmuse-Star genießt er offenbar noch immer. Die Zuneigung seiner weiblichen Fans sei „der Wahnsinn“, sagte Carpendale dem Berliner „Tagesspiel“. „Und das sind keine alten Frauen, das sind 30- bis 40-Jährige.“
Im vergangenen Jahr startete er gerade seine bereits zweite Tournee nach seinem Comeback: 2003 hatte er seinen Rückzug erklärt, 2007 kehrte er zurück und spielte wieder vor vollen Hallen. Seine beiden jüngsten Alben schafften es in den Top Ten auf die Plätze zwei und vier. Nun arbeitet Carpendale an der dritten CD seit dem vermeintlichen Rückzug.
„2011 wird ganz bestimmt ein spannendes Jahr“, sagte er in einer Videobotschaft an seine Fans und verriet den Titel seines kommenden Albums: „Das alles bin ich.“ Als er 1966 seine erste Single „Lebenslänglich“ veröffentlichte, konnte Carpendale nicht einmal Deutsch. „Die ersten Titel, die ich gesungen habe, habe ich nicht verstanden. Das war alles nur phonetisch“, gestand er einmal. Die Sprache hat er dann rasch gelernt, doch eine Besonderheit blieb — das Carpendale-„Sch“. Kein Zweifel, beim Titelsong seiner neuen Scheibe wird er „Das alles bin isch“ singen.
Viel Spott hat ihm das schmuseweiche „Sch“ eingebracht. Aber wer Carpendale als einzelner kritisiert, muss mit einer genervten Antwort rechnen. „Ich unterhalte mich lieber mit 10 000 Menschen als mit einem.“ Carpendale hätte statt Sänger auch Sportler werden können. 1965 ging er nach London, um Cricket-Profi zu werden. Doch er hatte Probleme mit der Arbeitsgenehmigung.
Er schloss sich stattdessen einer Beat-Band an, die bald in Deutschland auftrat. Von einem Konzert in Wuppertal aus fuhr Carpendale nach Köln zur Plattenfirma Electrola — die engagierte ihn vom Fleck weg. Inzwischen stehen mehr als 25 Millionen verkaufte Platten auf seiner Habenseite. Die größten Hits „Hello again“, „Fremde oder Freunde“, „Deine Spuren im Sand“ sowie die deutschen Cover-Versionen „Ti amo“ und „Tür an Tür mit Alice“ können auf Schlagerpartys die meisten mitsingen.
Wie bei vielen anderen der in den 60er und 70er Jahren populär gewordenen Schlagergrößen gibt es allerdings auch bei Carpendale ein Privatleben, das dem schönen Schein der Schlagerwelt widerspricht. „Zu einem erfüllten Leben gehört für mich ganz sicher auch Harmonie in der Familie“ — doch diese habe er „nie so richtig gekannt“. Seine Ehe mit Claudia scheiterte. Seine langjährige Lebensgefährtin Donnice ist Alkoholikerin. Immer wieder machte Carpendale ihr Suchtproblem öffentlich.
Sein Glück sucht der Sänger nun verstärkt in der Arbeit. Außer in Florida verbringt er viel Zeit an seinem deutschen Wohnsitz in München und im Studio in Berlin. „Oh, ich bin auch verführbar“, sagt der Frauenschwarm, doch er nutze dies nicht aus. „Wir haben auch eine Menge Groupies, aber über die freuen sich eher meine Musiker.“