Die Freiheit auf der Welle

Die Haanerin Ginger Pfennings will am Wochenende in Köln bei der Deutschen Meisterschaft der Wakeboarder punkten.

Haan/Köln. "Das ist Freiheit. Ein unbeschreibliches Gefühl", schwärmt die Deutsche Meisterin Ginger Pfennings von ihrem Sport, dem Wakeboarden. Doch in den vergangenen Tagen ist die 19-Jährige nicht leger auf dem Brett über die Welle geglitten und hat auch kaum artistische Sprünge gewagt. Kurz vor der Deutschen Wakeboard Meisterschaft in Köln fühlte sich die Auszubildende nämlich vor allem eines - gestresst.

Um sich am Samstag bei der Deutschen Meisterschaft pünktlich über den Fühlinger See ziehen zu lassen, musste sie ordentlich Gas geben. Denn die Friseurlehre in Düsseldorf geht vor. "Das ist der unkomfortabelste Beruf, den man als Sportler haben kann", resümiert die junge Haanerin. "Aber es ist das, was ich will. Das ist das Ruhige zu dem Extremen."

Für das Extreme hastete sie die vergangenen Samstage direkt nach der Arbeit zum Zug nach Wiesbaden, um sich dort hinter das Zugboot von Oliver Mohr zu klemmen. In dessen Bootsschule erhält die vielversprechende Nachwuchssportlerin viel Unterstützung. Doch ihr wichtigster Sponsor bleibt ihre Großmutter - finanziell, wie mental. "Die Oma ist mein Maskottchen. Wenn sie nicht dabei ist, falle ich rein."

Oma Ulla, wie sie in der Szene genannt wird, war es auch, die ihre Enkeltochter zum Wakeboarden brachte. Nach dem Tod der Mutter vor acht Jahren wollte sie Ginger und ihren Bruder Sebastian an der Langenfelder Wasserskianlage ablenken. Diese Ablenkung war erfolgreich und nachhaltig. "Auf dem Wakeboard kann ich Dampf ablassen. Da hab ich die schönsten Momente meines Lebens."

Zwei Monate später besaß die damals Elfjährige eine Dauerkarte und 2004 bereits ihren ersten Deutschen Titel bei den Junioren. Weitere folgten, darunter Gold bei der Weltmeisterschaft 2008. Ihre vielen Titel sammelte sie jedoch an der Anlage, dem so genannten Kabel.

"Ich bin eigentlich ein Anlagenmädchen", gesteht die Wakeboarderin. Doch seit drei Jahren lässt sie sich auch vom Boot über das Wasser ziehen und holte direkt im ersten Jahr den Titel in der offenen Klasse. "Das sind zwei verschiedene Sportarten", erklärt Pfennings. "Am Boot hast du den Druck von den zwei Bugwellen, an der Anlage musst du den Druck selber aufbauen. Ich kann mit verbundenen Augen an der Anlage fahren, aber am Boot ist das immer was anderes."

Mittlerweile hat sie ihre Angst vor "am Boot" verloren, das bis zu 36Stundenkilometer schnell ist. Denn das verspricht harte Landungen - "und ich weißt ja, wie weh das tut, reinzufallen."

An diesem Wochenende will die Wakeboarderin jedoch nicht unfreiwillig Einstechen, sondern unter die ersten drei kommen. Dafür wird sie unter anderem ihren besten Trick springen: eine Backrole, auf Deutsch: eine Rückwärtsrolle über beiden Wellen.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Die Veranstalter erwarten in diesem Jahr ein großes Starterinnenfeld. "Da sind Mädels dabei, die sind besser als die Jungs." Wer antritt, stellt sich in der auf Freiheit bedachten Szene erst am Wettkampftag heraus. Doch allem Wettkampf zum Trotz will Ginger Pfennings vor allem eines: "einfach Spaß haben!"