Die Hälfte der Eltern schlägt noch immer zu
Eine Umfrage belegt, dass das Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung längst noch nicht Realität ist.
Düsseldorf. „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Sagt das Bürgerliche Gesetzbuch. Doch die Realität sieht nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage anders aus. 40 Prozent der Eltern bestrafen ihr Kind mit einem Schlag auf den Po, zehn Prozent geben eine Ohrfeige, und vier Prozent greifen zu harten Körperstrafen — Prügel oder gar Stockschläge. Jeweils 40 Prozent nannten das „Nicht-Gehorchen“ und aggressives Verhalten den Eltern gegenüber als Gründe.
Eigentlich, so der Kinderschutzbund, stimmen dem Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung 90 Prozent der Eltern zu. Im stressigen Alltag sieht es dann oft anders aus. Immerhin: Nach einer Ohrfeige oder einem ähnlichen Ausrutscher haben 75 Prozent der Eltern ein schlechtes Gewissen.
Was tun? Psychologen raten: Droht ein Elternteil die Beherrschung zu verlieren — raus aus der Situation, einige Minuten durchatmen, aber: Anschließend die Diskussion wieder aufnehmen, den Streit nicht unter den Teppich kehren. Sollte dennoch mal die „Hand ausgerutscht“ sein — sofort entschuldigen und klar machen, dass Gewalt falsch ist. Andernfalls diene eben diese Art der Konfliktlösung den Kindern als Vorbild, an dem sie ihr eigenes Verhalten orientieren.
Eine andere Umfrage — unter 700 Kindern — legt auch nicht gerade nahe, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist: 70 Prozent glauben, dass viele Erwachsene Kinder nicht mögen und sich von ihnen gestört fühlen. Und: 60 Prozent wünschen sich, möglichst schnell erwachsen zu sein.