Ohrfeigen vermeiden: So bleiben Eltern bei Streit ruhig
Berlin (dpa/tmn) - Kinder können ihre Eltern mitunter zur Weißglut treiben. Manche verlieren dann die Beherrschung: Rund die Hälfte der Eltern in Deutschland schlägt noch immer zu. Dabei lassen sich Ausrutscher wie eine Ohrfeige vermeiden.
Wie - das erfahren Eltern hier.
Bei der Erziehung ihrer Kinder schlägt rund die Hälfte der Eltern in Deutschland zu: Rund 40 Prozent der Mütter und Väter gaben in einer repräsentativen Forsa-Umfrage an, ihre Kinder mit einem Klaps auf den Po zu strafen, 10 Prozent verteilen Ohrfeigen. Zu harten Körperstrafen wie „Hintern versohlen“ greifen vier Prozent der Eltern, heißt es in einer Studie für die Zeitschrift „Eltern“.
Als Anlässe für die Bestrafung gab die Hälfte der Befragten an (51 Prozent), dass die Kinder „unverschämt“ waren. Jeweils 40 Prozent nannten das „Nicht-Gehorchen“ und aggressives Verhalten als Gründe. Die meisten Väter und Mütter handelten aber nicht mehr aus Überzeugung, sondern aus Überforderung - samt schlechtem Gewissen.
Wenn das Zimmer schon wieder nicht aufgeräumt ist und ein Wort das andere gibt, droht schnell die Stimmung zu kippen. Eltern sollten dann rechtzeitig die Notbremse ziehen, bevor ihnen die Hand „ausrutscht“: „Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie kurz aus der Situation rausgehen“, rät Karin Jacob vom SOS-Familienzentrum in Berlin. In der Regel spüre man sehr gut, wann man kurz davor sei, die Beherrschung zu verlieren. Zum Runterkommen sei alles erlaubt: „Gehen Sie eine Runde um den Block, drehen Sie die Musik auf oder atmen kurz auf dem Balkon durch.“ Wichtig sei, die Diskussion mit dem Kind danach wieder aufzunehmen und nicht unter den Teppich zu kehren.
Wissen Eltern von sich selbst, dass sie schnell die Fassung verlieren, sollten sie mit ihren Kindern ein paar grundsätzliche Regeln zur Lösung von Streitigkeiten vereinbaren. Dabei bietet es sich an, Gespräche auf einen ruhigen Zeitpunkt zu verschieben und nicht dann zu führen, wenn Mutter oder Vater gestresst von der Arbeit nach Hause kommen.
Eine Ohrfeige vermittele Kindern, dass sich ihre Eltern nicht kontrollieren können und nicht an Regeln halten, erklärt Jacob. „Bleibt die Ohrfeige keine Ausnahme, können Kinder sogar das Gefühl bekommen: 'Meine Eltern lieben mich nicht'.“ Außerdem sei für Kinder oft gar nicht klar, warum sie überhaupt geohrfeigt wurden. Das liege daran, dass die Strafe mitunter nicht sofort erfolgt, sondern Eltern ihre Kinder ohrfeigen, nachdem sich Ärger über allerlei Dinge in ihnen angestaut hat.
Haben Eltern ihr Kind trotz guter Vorsätze einmal geschlagen, sollten sie sich sofort dafür entschuldigen: „Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie einen Fehler gemacht haben und dass es nicht seine Schuld war“, rät Jacob. Fühlen Eltern sich durch das Verhalten ihrer Kinder provoziert, könnten Sie das ruhig sagen: „Wichtig ist aber, klarzumachen, dass das keine Schläge rechtfertigt.“