Kinder und Karriereverzicht: Die neuen „Superväter“
Berlin (dpa) - Beruf und Familie? Viele Väter stehen heute vor der Frage, wie sich das vereinbaren lässt. Manche haben längst entschieden: Kinder gehen vor - und stellen ihre Selbstverwirklichung im Job hinten an.
Sie kümmern sich liebevoll um die Kinder, machen den Haushalt und bestärken ihren Partner in der Karriereplanung. Lange Zeit sah so die Rolle vieler Frauen aus. Doch auch immer mehr Männer entdecken die Familie für sich. Hier einige Fragen und Antworten rund um das Thema:
Was macht einen guten Vater aus?
Für Pädagogen, Sozialforscher und Psychologen steht vor allem fest: Väter müssen nicht ganz in die Rolle des Hausmanns schlüpfen, um in der Familien einen guten Job zu machen. Väter sollten sich vielmehr fragen, wie sie den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht werden können, meint der Düsseldorfer Professor Matthias Franz. Dazu gehöre auch, sich nicht von überholten Rollenbildern beeinflussen zu lassen. „Gefühle zu zeigen bedeutet ja nicht, die eigene Männlichkeit an den Nagel zu hängen“, sagt der Psychotherapeut.
Ist mittlerweile schon die Mehrheit der Väter so aufgeschlossen?
In einer Untersuchung fanden Frankfurter Soziologen 2006 heraus: Fast ein Drittel der befragten Väter entpuppte sich als äußerst engagiert. Dem Kind zugewandt und von der Mutter akzeptiert lehnen sie Rollenklischees ab und reflektieren ihr Vatersein, ohne sich verunsichern zu lassen. „Sie haben sich ein eigenes Vaterbild gesucht“, sagt dazu der Soziologe Hans-Walter Gumbinger.
Gibt es Konflikte im Spagat zwischen Job und Familie?
Viele Väter fühlen sich von solchen Ansprüchen überfordert. Experten sprechen darum auch von einer Krise der Männer: „Sie sollen ihre klassische Versorgerrolle mit den Karriereansprüchen ihrer Frauen vereinbaren, liebevoller Vater und Partner sein, gleichzeitig ihre Männlichkeit nicht verlieren“, sagt Franz. „Das ist nicht unproblematisch.“
Was ist mit der finanziellen Sicherheit?
Ein fester Job und ein sicheres Einkommen zählen laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) für 57 Prozent der jungen Väter zu den Voraussetzungen für die Familienplanung. Zwar wollen sich neun von zehn Vätern mehr Zeit für ihren Nachwuchs nehmen. Aber nur knapp die Hälfte ist auch bereit, dafür die Karriere zurückzustellen. Das liegt vor allem daran, dass viele letztlich Nachteile für sich im Job befürchten. Rund 80 Prozent der Väter erklären, an ihrem Arbeitsplatz nicht genügend unterstützt zu werden.
Reichen staatliche Maßnahmen wie die Elternzeit aus?
Viele Forscher sind sich einig, dass das Elterngeld nur ein erster Schritt sei. Grundsätzlich müsste die Gesellschaft Väter mehr wertschätzen. In der DJI-Studie heißt es, die Politik sei gefragt, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. Dazu gehöre an erster Stelle eine väterfreundlichere Unternehmenskultur.