Die Schweiz feiert das Matterhorn

Zermatt (dpa) - Mit aufwendigen Jubiläumsfeiern und schweigendem Gedenken hat die Schweiz die Erstbesteigung ihres wohl berühmtesten Berges gewürdigt. Vor 150 Jahren - am 14. Juli 1865 - war es einer Seilschaft um den Briten Edward Whymper gelungen, den 4478 Meter hohen Gipfel des Matterhorns zu erklimmen.

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Damit war rund 80 Jahre nach der Erstbesteigung des Mont Blanc der letzte Alpengipfel erobert, dessen Bezwingung international noch Ruhm und Ehre versprach.

Im Alpenort Zermatt, der nach der spektakulären Erstbesteigung weltberühmt und als Ferienziel reich wurde, feierten am Dienstag Tausende Bergfreunde aus aller Welt das Jubiläum. Allerdings war der Aufstieg zum „Hore“, wie die Einheimischen den Gipfel nennen, an diesem Tag erstmals in seiner Geschichte bei Androhung hoher Geldstrafen untersagt. Polizisten sowie Mitglieder der Bergwacht mit Hubschraubern überwachten die Einhaltung des Verbots. Mit der „Stille am Hore“ sollten die mehr als 500 Alpinisten geehrt werden, die dort bislang ihr Leben verloren.

Schon bei der Erstbesteigung war es zu einer Tragödie gekommen: Vier der sieben Mitglieder der Seilschaft stürzten beim Abstieg in den Tod. Heute folgen jährlich etwa 3000 Männer und Frauen von Zermatt aus den Spuren der ersten Matterhorn-Bezwinger. Das dramatische Geschehen der Erstbesteigung wird noch bis Ende August auf der laut Zermatt-Werbung höchsten Freilichtbühne Europas gezeigt. Am Gornergrat (2582 Meter) wird auf einer Alpenwiese das Theaterstück „The Matterhorn Story“ aufgeführt - mit dem „Hore“ als Superstar im Hintergrund.

Das Stück der Berner Autorin und Regisseurin Livia Anne Richard rückt die Rolle des Alpinpioniers Whymper in ein neues Licht. Es zeigt, dass es der Brite kaum ohne die Zermatter Bergführer Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn bis zum Gipfel geschafft hätte - und erst recht nicht heil nach unten.

Erreicht hatte Whymper die Spitze im erbitterten Wettkampf gegen eine von italienischer Seite kommenden Seilschaft. Außer Whymper und den Taugwalders kletterten auch der französische Bergführer Michel Croz und die Briten Reverend Charles Hudson, Lord Francis Douglas und Douglas Robert Hadow auf den markant gezackten „Riesenzahn“. Beim Abstieg kam es vor der steilen Nordwand zur Katastrophe: „Plötzlich schossen die vier wie eine kleine Wolke in die dünne Luft“, schrieb Taugwalder junior später. „Das Seil riss, als wäre es ein Stück Schnur, und die vier jungen Männer waren nicht mehr sichtbar.“

Mit einem Gottesdienst an der Hörnlihütte am Fuße des Gipfels wurde am Dienstag an die Tragödie erinnert. Zugleich wurde die neu erbaute moderne Nachfolgerin der alten, unter Alpinisten weltweit bekannten Herberge eingeweiht. Die neue Hörnlihütte in 3260 Meter Höhe bietet weniger Schlafplätze als die alte, dafür aber mehr Komfort in Gästezimmern statt Schlafsälen. Die 1880 errichte Hörnlihütte wurde abgerissen, ihr Fundament dient nun als Helikopter-Landeplatz.