Die üblichen Verdächtigen: Brit Awards ohne Sensationen
London (dpa) - Saubere Musik, kaum Überraschungen, verdiente Sieger: Die Brit Awards 2013 waren die erwartete Leistungsschau der britischen Musikbranche. Mit Emeli Sandé war eine Sängerin der Star des Abends, die es wieder mit ehrlicher Stimme statt mit zuviel Bühnen-Tamtam versucht.
Mit Mumford & Sons gewann eine Band den Preis für die beste Gruppe, die mit eher gewöhnlichem Folk Rock antritt. Auch Vorjahressiegerin Adele und ihr Produzent Paul Epworth wurden bedacht - die üblichen Verdächtigen eben.
Bei den internationalen Preisen zeigten die Juroren ebenfalls wenig Experimentierfreude: Mit dem Hip-Hopper Frank Ocean und dem Duo The Black Keys folgten die Londoner der Auswahl bei den Grammys. Da mit Lana Del Rey als beste internationale Solokünstlerin ebenfalls eine US-Amerikanerin ausgesucht wurde, beschränkten sich die Preisträger auf zwei englischsprachige Herkunftsländer.
Der „Daily Telegraph“ nannte das am Donnerstag „langweilig wie Abspülwasser“. Eine der wenigen Neuerungen: Mit Ausnahme von Doppelsieger Ben Howard brachen die Preisträger nicht wie früher üblich in Hysterie-ähnliche Anfälle von gespielter Überraschung aus - sie nahmen die von Künstler Damien Hirst geschaffene Trophäe eher artig hin.
Wie aus dem Handgelenk zauberten die Organisatoren eine Show der Superlative in die tagelang vorbereitete Londoner O2-Arena im Osten der Stadt. Alte Schlachtrösser des Brit Pop wie Noel Gallagher und Brian Ferry bildeten den Rahmen, aktuelle Superstars wie Robbie Williams und Justin Timberlake heizten den Fans in der Halle und den Millionen vor den Fernsehschirmen ein - wenn nicht gerade eine der vielen Werbeunterbrechungen störte. Die zahlreichen Bosse der Plattenfirmen im Publikum konnten zufrieden sein. Britische Produktionen hatten im vergangenen einen Anteil von 13 Prozent an den weltweiten Musikverkäufen.
Emeli Sandé krönte mit dem Doppelsieg bei den Brit Awards ein einzigartiges Jahr in ihrer noch jungen Karriere. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde sie sowohl bei der Eröffnungs- als auch bei der Schlussfeier von einem Milliardenpublikum in aller Welt gefeiert. Ihr nun preisgekröntes Debütalbum „Our Version Of Events“ verkaufte sich allein in Großbritannien 1,4 Millionen Mal - und stach damit sogar Vorjahressiegerin Adele deutlich aus.
Die Schönheit mit der blonden Tolle stieg mit ihrer Dauerpräsenz in den Charts in den Musik-Olymp auf. „Ich habe zu wenig Selbstvertrauen, um diese Dinge persönlich zu sagen. Deshalb habe ich dieses Album geschrieben“, sagte die 25-Jährige über ihr Erfolgswerk. Ihre Kollegin Adele, die im vergangenen Jahr bei ihrer Siegerrede unterbrochen worden war und mit einem „Stinkefinger“ geantwortet hatte, zog es diesmal vor, in Los Angeles für den Oscar zu proben, statt zu Hause in London zu feiern. Sie wurde zugeschaltet und bedankte sich ganz artig - und in angemessener Kürze für ihren Preis: „Ich will euch nicht zu lange aufhalten.“