„Die Welt sollte liebevoller sein“

Alina Süggeler, die Sängerin von Frida Gold, über den Traum vom Idealzustand sowie Glamour und Glatze.

Berlin/Hattingen. „Liebe ist meine Religion“ ist der Titel des gerade erschienenen zweiten Albums der Popelectroband Frida Gold aus Hattingen, aber auch so etwas wie das Glaubensbekenntnis der Bandmitglieder Alina Süggeler, Andi Weizel, Julian Cassel und Tommi Holtgreve.

Frau Süggeler, sind Sie ein Mensch, der für die Bühne geboren wurde?

Alina Süggeler: Wenn Sie das sagen, dann wird es wohl stimmen. Ich bin auf der Bühne aufgewachsen, habe in Hattingen im katholischen Kirchenchor gesungen und mich dabei verdammt wohl gefühlt. Jetzt trete ich vor bis zu 30 000 Leuten auf, und frage mich „Was bringst du diesen Menschen mit?“

Haben Sie die Antwort?

Süggeler: Ich gebe ihnen mein Leben. Mir ist wichtig, dass wir die Texte deckungsgleich dazu gestalten, was bei mir selbst im Alltag passiert. Die Grundaussagen der neuen Platte ist deshalb für mich „Ich stehe auf die Liebe.“ Die Liebe beflügelt und ist rundum positiv. Wir wollen diese Energie der Liebe mit unserer Musik transportieren.

Gegen die Liebe haben ja die wenigsten etwas. . .

Süggeler: Trotzdem könnten wir achtbarer und aufmerksamer mit der Liebe umgehen. Zu dem Thema ist niemals alles gesagt. Die Welt ist eindeutig noch nicht liebevoll genug. Jeder denkt immer nur an sich. Dabei sind wir Herdentiere. Wir fühlen uns im Austausch am wohlsten.

Wie sehr lieben sich denn die Mitglieder von Frida Gold?

Süggeler: Wir träumen vom Idealzustand. Dass der Weg dorthin ein dorniger sein kann, das habe ich mit meinen 28 Jahren durchaus schon selbst erfahren.

Sie und Andi Weizel sind mal ein Paar gewesen. Ist der Song „Die Dinge haben sich verändert“, in dem es um das Ende einer Liebe geht, ein Alina-und-Andi-Lied?

Süggeler: Ach stimmt, wir waren mal zusammen. Nein, da haben wir beim Texten echt nicht dran gedacht. Das mit dem Paarsein ist ja schon lange vorbei. Trotzdem kommen wir toll miteinander aus. Wir teilen uns zum Beispiel das Sorgerecht für unsere Hunde.

Das erste Album haben Sie noch im stillen Kämmerlein daheim in Bochum aufgenommen. Für „Liebe ist meine Religion“ haben Sie mit großen Namen wie Guy Chambers (Robbie Williams) in London, Billy Mann (Pink) in New York und Rick Nowels (Madonna, Lana del Rey) in Los Angeles produziert. Was war schwieriger?

Süggeler: Das erste Album. Damals waren wir noch total auf der Suche. Jetzt wussten wir viel genauer, was wir machen wollten. Wir wussten, die Essenz bleibt bei uns. Aber wir wollten auch nach zusätzlicher Inspiration suchen. Die Arbeit mit diesen Popgiganten war einfach berauschend.

Ihr vielgepriesener Spagat zwischen Erotik und Bodenständigkeit ist auch ein wichtiger Aspekt von Frida Gold.

Süggeler: Ja klar, das sehe ich auch so. Ich spiele manchmal die Diva, aber ich bin keine. Das macht ja auch Spaß. Auf der anderen Seite steckt bei mir kein großes Kalkül dahinter. Ich überlege mir nichts nach der Devise: „Wie könnte ich denn mal für Aufsehen sorgen?“

Dennoch gelingt Ihnen das immer wieder. Als Sie sich eine Glatze rasiert hatten, spekulierten die Leute über eine Krebserkrankung, mindestens aber eine üble Trennung.

Süggeler (lächelt): Dass das mit den Haaren so eine Wirkung hatte, war mir überhaupt nicht klar. Echt nicht. Das hätte ich auch gemacht, wenn mir niemand zugeguckt hätte. Das hatte auch was Spirituelles. Ich wollte gucken, was es mit meinem Inneren macht, wenn ich das Äußere so stark verändere.

Und?

Süggeler: Nix eigentlich. Jetzt sind sie ja auch wieder da, die Haare.