Der Pechvogel
Düsseldorf. Tony Martin und die Tour de France — das ist eine komplizierte Beziehung. Vor allem aber eine schmerzhafte für den Zeitfahrweltmeister.
Das ärztliche Bulletin seines Sturzes fünf Kilometer vor dem Ziel der chaotischen Auftaktetappe des großen Tour-Jubiläums jedenfalls liest sich wie das eines Schwerstkranken: Lungenprellung, Fleischwunde am Ellenbogen bis auf den Muskel, Abschürfungen und Hämatome am gesamten Körper. Trotzdem saß er am Sonntag wieder im Sattel.
Der 28 Jahre alte Radprofi sagt von sich selbst, dass er ehrgeizig ist. Der am Bodensee wohnende Wahlschweizer war nach einem kurzen Klinikaufenthalt, bei dem Brüche ausgeschlossen worden waren, zur Mannschaft zurückgekehrt und hatte verkündet: „Ich lebe noch“.
Gleich, als er aus dem Krankenhaus gekommen war, sei ihm klar gewesen, dass er weiter mache. Alles hätte weh getan, bis auf „mein Ohrläppchen“, sagte Martin, der unbedingt heute am Zeitfahren teilnehmen möchte.
Im Vorjahr war Martin ähnlich zuversichtlich zur Tour gestartet. Nach einem Platten im Prolog stürzte er auf der ersten Etappe und quälte sich dann mit gebrochener Hand noch zehn Tage — bis zur Aufgabe. Red