Die Weltmeister vom Strand

Julius Brink und Jonas Reckermann geben international bei den Beachvolleyballern den Ton an.

Köln. Nach der Beachvolleyball-WM in Norwegen musste Jonas Reckermann am Flughafen zum ersten Mal sein Mineralpulver im Handgepäck nicht genau untersuchen lassen - da wurde ihm klar, dass etwas Besonderes passiert war.

"Dann waren da noch die Glückwünsche des Piloten via Lautsprecher sowie hunderte Mails und SMS, die alle das Wort Weltmeister enthielten", sagt der Beachvolleyball-Profi. Anfang Juli hat der 30-Jährige mit seinem Partner Julius Brink Historisches erreicht: Das Duo ist als erstes deutsches Team überhaupt Weltmeister geworden.

Von Freitag an werden sie sich endlich auch ihren heimischen Fans zeigen und bei den Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand spielen. "Wir wollen uns damit bei allen bedanken, die uns unterstützt haben", sagt Reckermann.

Das Duo Brink/ Reckermann spielt seine erste Saison zusammen - und es ist die erfolgreichste in der Karriere jedes einzelnen. Sie übernahmen die Führung in der Weltrangliste und stellten nebenbei einen Rekord auf: 25Welttour-Siege in Folge.

"Ich sehe uns am Beginn einer Entwicklung. Bis wir optimal eingespielt sind, dauert es bis 2011", sagt Julius Brink. Doch schon fürchten die Gegner das deutsche Duo, das mit enormer Aufschlagstärke, spielerischer Variabilität und mentaler Stärke punktet.

Seit dem WM-Gold hat sich für die Beachboys manches verändert. Die Interviewanfragen häufen sich, die Leute tuscheln, wenn sie das Duo erblickten. "Was ich früher im ganzen Jahr an Fanpost bekommen habe, das gibt’s jetzt in zwei Wochen", sagt Jonas Reckermann. "Aber das ist alles ganz nett."

Dank der Medienpräsenz können die Beachvolleyballer einiges für das Image ihres Sports tun: Manche glauben schließlich noch immer, hier hüpften halbwegs sportliche Partyleute braungebrannt im Sand herum.

"Die Leute sind überrascht, wie professionell das Ganze ist", sagt Reckermann, der im Winter hart trainiert, im Sommer von Turnier zu Turnier reist und kaum im eigenen Bett schläft. Monatelang ist er mit Julius Brink unterwegs. Die beiden verbindet eine spezielle Beziehung. "Jonas ist definitiv nicht mein bester Kumpel, aber auch nicht mein Geschäftspartner - es ist etwas dazwischen", sagt Brink.

Die Chemie stimmt jedenfalls, sonst würde Reckermann auf seiner Homepage wohl kaum petzen, dass sein Partner gern verschläft und deshalb im Hotel oft nur noch die ungesunden Reste des Frühstücks vorfindet. Und dann stopft er ausschließlich weiße Brötchen mit Nutella in sich rein.

"Wir haben die gleichen Vorstellungen, wie wir als Leistungssportler weiterkommen wollen", sagt Reckermann. "Auch wenn wir keine ähnlichen Typen sind." Auf dem Feld ist Julius Brink der Abwehrstratege. Er gilt als impulsiv und hat den Ruf des extrovertierten Provokateurs, der Verwarnungen kassiert. Blockspezialist Jonas Reckermann hingegen ist eher besonnen und ruhig.

Dieses Schubladendenken ist der 30-Jährige mittlerweile Leid und reagiert auf entsprechende Fragen mit einer Doppelpackung Ironie: "Während Julius mit Schaum vorm Mund den Schiri vom Bock holt, errechne ich mit Taschenrechner und Bernoulli-Formel, in welches Planquadrat der nächste Aufschlag muss - Windparameter und Chaostheorie eingerechnet."