Die Werkstatt für Zaubertricks
Andreas Meinhardt entwickelt Showelemente für Magier. Er bekommt Aufträge aus der ganzen Welt.
Stuttgart. Wer kennt das Problem nicht? Man muss wieder mal dringend einen Elefanten oder einen Bus voller Passagiere verschwinden lassen — allein das nötige Know-how fehlt. Abhilfe in solchen und ähnlichen Fällen schaffen Menschen wie Andreas Meinhardt.
Der Stuttgarter ist Zauberer und Zaubertrickerfinder — oder, wie der 39-Jährige es nennt, „tricktechnischer Berater“. Zauberkünstler aus der ganzen Welt beauftragen ihn mit Erfindungen, vom kleinen Taschenspielertrick bis hin zur großen Illusion.
Im Kontrast zum schillernden Berufsumfeld seiner Kunden ist Meinhardts Arbeitsplatz erstaunlich unscheinbar. Ein großer Raum in einem alten Fabrikgebäude, vollgestopft mit Materialien und Werkzeugen — eine typische Werkstatt eben.
Bis auf ein paar Papierblumen deutet nichts auf das hin, was hier entsteht. „Alles was hier liegt, hat eine Funktion“, sagt Meinhardt, der unter anderem Faltmünzen, Löffelknoten und magische Bücher anbietet.
Die Technik ist nur ein Teil der Tricks. „Von jeder Mechanik oder Elektronik muss ich ablenken“, erklärt Meinhardt. „Deshalb gehört zu jedem Trick eine psychologische Komponente.“ Auch die liefert er auf Wunsch dazu. „Erst wenn der Zuschauer aufgibt und sagt ,Ich komme nicht drauf’, dann hat man den Effekt der Magie.“
Bis es soweit ist, können Monate oder sogar Jahre vergehen. „Fast orthopädisch“ würden die Tricks oft auf einzelne Künstler angepasst. „Alle Tricks sind Neuerfindungen. Schließlich will keiner etwas zeigen, das jemand anderes schon mal gemacht hat.“
Dirk Omlor, Vorstandsmitglied des Magischen Zirkels von Deutschland, sagt hingegen: „In der Zauberkunst wird nur sehr selten etwas wirklich Neues erfunden.“ Meist würden alte Prinzipien neu komponiert. Trotzdem seien Menschen wie Meinhardt extrem bedeutend für die Branche: „Sonst würden wir noch so zaubern wie vor hundert Jahren.“
Meinhardt ist gelernter Goldschmiedemeister und arbeitet seit sechs Jahren Vollzeit als „Erfinder“. Mit 14 Jahren fing er unter seinem Künstlernamen Nils Bennett an zu zaubern, 1996 wurde er Deutscher Meister in der Kategorie Manipulation. „Irgendwann musst du dann mit eigenen Tricks auf die Bühne“, sagt Meinhardt. „Aber ich hatte am Anfang kaum Kontakte und vor allem kein Geld.“ So habe er eben angefangen, eigene Tricks zu entwickeln.
Mittlerweile ist Meinhardt auch als Berater für Fernsehshows, Messen und im Kulturbereich tätig. Zuletzt habe er dem Stuttgarter Staatsballett bei der Inszenierung von „Krabat“ geholfen.
Ein Manko an seinem Beruf sei allerdings, dass er sich Zaubershows kaum noch mit Genuss ansehen könne. „Ich bin froh über jeden Kollegen, der es noch schafft, mich zu täuschen“, sagt Meinhardt. Allzu oft komme das aber leider nicht mehr vor. Über eine gelungene Illusionen freut er sich natürlich. „Es ist doch schön, dass es in unserer aufgeklärten Welt noch Dinge gibt, die wir nicht erklären können.“