Milchtankstelle: Bitte zapfen!
Landwirte verkaufen ihr Produkt frisch von der Kuh.
Wilsum. Klappe auf, Flasche rein und Knopf gedrückt: Schon surrt der Edelstahlautomat und frische Milch strömt in den Behälter. Wer bei dem Landwirte-Ehepaar Berthold und Elisabeth Magritz aus Wilsum bei Nordhorn frische Milch direkt von der Kuh kaufen will, muss die Tiere nicht melken, sondern einen Euro in den Automaten werfen. 24 Stunden gibt es auf dem Hof frische Rohmilch aus der Milchtankstelle.
Jantina Meier gehört zu den ersten Kundinnen. Die 69-Jährige hat mit ihrem Mann Verwandte in der Gegend besucht. Auf dem Heimweg ist sie extra wegen der Milchtankstelle zu dem etwas abseits gelegenen Hof unweit der niederländischen Grenze gefahren. „Ich kenne solche frische Milch ja noch aus meiner Kindheit und Jugend“, erzählt sie. Schon seit Jahren habe sie solche Milch nicht mehr getrunken.
Milchtankstellen gibt es schon seit ein paar Jahren in ganz Deutschland. Viele sind es nicht. Die genaue Zahl kennt keiner. „Da würde ich im Nebel stochern, wenn ich etwas dazu sagen würde“, sagt Hans Foldenauer, Pressesprecher beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
In Österreich sei diese Art von Milchverkauf deutlich verbreiteter. „Bei uns hält sich das noch in Grenzen. Die Hürden sind ja auch nicht so einfach zu nehmen.“ Verkauft werden darf nur Milch vom eigenen Hof, und die Milchtankstelle darf auch nur direkt auf dem Hof sein — nicht im Dorf oder Gemeindezentrum, also dort, wo normalerweise die Kunden sind.
Der Hof der Familie Magritz hat so gesehen eher schlechte Ausgangsbedingungen. Ländlicher geht es eigentlich kaum. Der nächste größere Ort ist kilometerweit weg. Andererseits ist das natürlich gut für die 70 Kühe, die im Stall stehen. Sie können tagsüber auf die Weide gehen. Noch vor dem offiziellen Start und bevor ein paar Schilder den Weg wiesen, sei das Interesse riesig gewesen, sagt Berthold Magritz. Für den Automaten bauten sie eigens ein kleines Holzhäuschen auf, das an der Hofeinfahrt steht.
„Wir haben ein hochwertiges Produkt, das frisch einfach am besten schmeckt“, begründet Elisabeth Magritz, warum die Familie auf diese spezielle Form der Direktvermarktung setzt. Die Ware kommt aus dem Tank, in den die frisch gemolkene Milch gefüllt wird. Maximal zwei Tage ist sie alt.
Nachdem sie aus dem Euter der Kuh gemolken wurde, wird sie einmal gefiltert, aber das war es dann auch schon. Frische Milch direkt von der Kuh sei bekömmlicher als die pasteurisierte und homogenisierte Milch aus der Molkerei, sagen die beiden 49 Jahre alten Landwirte.
Wenn sie jeden Tag 30 Liter aus der Milchtankstelle verkaufen, hätte sich die Investition in drei Jahren gelohnt, sagt Elisabeth Magritz. An den Erfolg glaube sie auch deshalb, weil sich ihrer Beobachtung nach viele Menschen dafür interessierten, wo die Milch herkomme. dpa