Dilma Rousseff: Die Kämpferin

Dilma Rousseff muss sich gedulden. Zwar ging die 62-Jährige als klare Favoriten in die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Brasilien und erhielt am Sonntag die meisten Stimmen. Doch die Tochter eines bulgarischen Einwanderers und absolute Wunschnachfolgerin von Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva verpasste die notwendige Mehrheit und muss am 31. Oktober in die Stichwahl.

Dass "Dilma", wie sie kurz in Brasilien heißt, kämpfen kann, weiß das Land. Sie war Mitglied der Guerilla, die gegen die Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) aktiv war, wurde 1970 festgenommen, gefoltert und zwei Jahre inhaftiert. Auch persönliche Lebenskrisen stand sie durch. Voriges Jahr erkrankte sie an Lymphdrüsenkrebs. Ihr wurde ein Tumor entfernt. Sie ließ Chemotherapien über sich ergehen und trat mit Perücke vor die Kameras.

Die Mutter einer Tochter und frischgebackene Großmutter will Brasilien im Sinne Lulas weiter führen. Im Wahlkampf gab sie sich als "sorgende Mutter der Nation". Im Arbeitsalltag gilt Rousseff als effizient, verfügt aber nicht über das Charisma ihres Ziehvaters Lula. Beide kennen sich aus langen Jahren gemeinsamer Regierungsarbeit.