documenta-Macher Bernd Leifeld geht
Kassel (dpa) - Die Kuratoren der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst wechselten - Bernd Leifeld blieb. Seit 1996 ist er der Geschäftsführer der Documenta, Ende März gibt er nach vier documenta-Ausstellungen den Posten freiwillig ab.
„Ich gehe mit zwei weinenden Augen“, sagt er. Aber er habe selbst entscheiden wollen, wann er geht.
Leifeld ist ein Macher - aber im Hintergrund. Kräftiger Händedruck, ab und an ein verschmitztes Lächeln, gut vernetzt. Er spricht die Sprache der Stars, Künstler oder manchmal schwierigen Kuratoren genauso wie die der einfachen Documenta-Besucher. Blickfang in Leifelds schlichtem Büro ist an der Wand ein Spruch des documenta-Gründers Arnold Bode. „Wir meinen aber, man könnte etwas Neues versuchen“, heißt es da - mehr als nur ein Leitspruch für seinen Job.
„Die documenta ist nie eine Wiederholung der vorhergehenden Ausstellung“, betont Leifeld. Das reizte ihn besonders. Den Posten bekommen hatte er als Troubleshooter, wie er selbst sagt, weil die künstlerische Leiterin der documenta 1997, die Französin Catherine David, mit dem damaligen Geschäftsführer große inhaltliche Probleme hatte, die zur Trennung führten.
Seitdem hat Leifeld - auch wegen steigender Zuschauerzahlen - den Stellenwert der documenta gestärkt. „Wir sind eine Referenzausstellung für die Kunstwelt“, betont er. Der 64-Jährige übergibt die Weltkunstausstellung in gutem Zustand an seine Nachfolgerin Annette Kulenkampff. Sie war auch bereits involviert in den Entscheidungsprozess der internationalen Findungskommission, die den Polen Adam Szymczyk zum Künstlerischen Leiter der documenta 14 im Jahr 2017 wählte.
Leifeld kommt selbst aus der Kunst. Vor seiner documenta-Zeit war er Regisseur, Schauspieldirektor und Intendant an verschiedenen Theatern in Deutschland und der Schweiz. In die Kunst mischte er sich bei der documenta nicht ein. „Ich bin kein heimlicher Kurator. Ich halte der künstlerischen Leitung den Rücken frei. Meine Aufgabe ist es, Kunst möglich zu machen“, sagt er. Quasi nebenbei war er auch Geschäftsführer des Fridericianums, das sich zu einer der wichtigsten Kunsthallen des Landes entwickelt hat.
Zu den beglückendsten Momenten seiner documenta-Zeit zählen für Leifeld die Besuche in der Ausstellung. „Die Resonanz der Besucher war stets die beste Belohnung.“ Anstrengend dagegen war für ihn der „permanente Kampf ums Budget“ - vor allem, wenn es darum ging, die Documenta zwischen den Ausstellungen präsenter zu machen. Dies gelang beispielsweise 2005 mit der Ausstellung über die ersten 50 Jahre der Documenta.
Sein Ziel eines documenta-Instituts wird er wohl nicht mehr bis zu seinem Ausscheiden realisieren können. Mit der außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtung soll die documenta auch zwischen den Ausstellungen präsenter werden. „Ich bin überzeugt, wenn Stadt und Land den ersten Schritt gehen, finden sich auch andere private und öffentliche Geldgeber zur Finanzierung des Instituts.“
Im Sommer wird Leifeld 65 Jahre alt, zur Ruhe setzen wolle er sich aber nicht, betont der Ehemann und Vater einer erwachsenen Tochter. „Ich weiß noch nicht, was ich mache. Am 1. April werde ich erstmal zu Hause frühstücken und mit Ruhe auf die Anfragen reagieren.“ Aber er werde es nicht lange aushalten, zu Hause zu sitzen, sondern wieder einmal „etwas Neues versuchen“.