Doppelleben eines Dorfpfarrers: Beichtvater und Sex-Diener

Madrid. Der Dorfpfarrer war in seinen Gemeinden ein beliebter Geistlicher. In seiner nicht einmal einjährigen Amtszeit als katholischer Pfarrer in zwei Dörfern bei Toledo in Mittelspanien hatte der 27-Jährige rasch die Sympathien der Bewohner gewonnen.

"Das ist ein netter Mann", hieß es in der 800-Seelen-Gemeinde Noez und im Nachbardorf Totanés mit seinen 400 Einwohnern. Vor zwei Wochen musste der Geistliche den Gläubigen jedoch gestehen, dass er Geld aus der Gemeindekasse unterschlagen hatte.

Dies war aber nur die halbe Wahrheit. Es stellte sich nämlich heraus, dass der Dorfpfarrer ein Doppelleben geführt hatte. Er hatte nicht nur die Messe zelebriert, die Beichte abgenommen und Religionsunterricht erteilt, sondern auch im Internet sexuelle Dienste angeboten. Für seine Sex-Annoncen posierte er unter dem Decknamen "Héctor" in seinem Wohnzimmer - nur mit einer Unterhose bekleidet und mit eingezogenem Bauch.

"Deinem Glück zu Diensten", pries er sich Frauen und Paaren in Internet-Anzeigen an. "Ich bin gut ausgestattet", schrieb der Pfarrer und er sei für alles offen, "außer für Sado-Sex". Für 15 Minuten verlangte er 50 Euro, für eine Stunde 120 Euro. Allzu viel scheint der Geistliche jedoch nicht verdient zu haben; denn sonst hätte er kaum die Kasse der Kirchengemeinden plündern müssen.

Er steht im Verdacht, Spenden in Höhe von 17 000 Euro unterschlagen und für Telefon-Sex ausgegeben zu haben, wie spanische Zeitungen berichteten. Außerdem versuchte er, ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das der Dorfkirche von Noez gehörte, für 9000 Euro im Internet zu verkaufen. Das Vorhaben misslang jedoch.

Der Erzbischof von Toledo und Primas der katholischen Kirche in Spanien, Braulio Rodríguez, setzte den 27-Jährigen als Gemeindepfarrer ab. Die Kirche begründete dies mit "finanziellen Unregelmäßigkeiten". Die sexuellen Aktivitäten des Geistlichen ließ sie unerwähnt.

Viele Dorfbewohner reagierten mit Verblüffung und Empörung auf die Enthüllungen. "Da sind wohl ziemliche Schweinereien aus dem Internet zutage getreten", sagte ein Rentner in der Dorfkneipe. "Vom Internet hat unsereins hier keine Ahnung."

Andere äußerten sich weniger überrascht. "Gewisse Gerüchte waren schon vorher im Umlauf gewesen", berichtete die Dorfbürgermeisterin Yolanda Sánchez. Der abgesetzte Pfarrer ging erst einmal auf Tauchstation. Wie es heißt, soll er sich auf Anraten der Kirche in psychiatrische Behandlung gegeben haben.