Kriminalität: Panzerknacker halten Banken in Atem
Eine Bande aus Südosteuropa sprengt Geldautomaten und bringt mit den Explosionen Passanten in Gefahr.
Düsseldorf. Eine mutmaßlich aus Südosteuropa stammende "Panzerknacker-Bande" versetzt derzeit Banken und Sparkassen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet in Angst und Schrecken.
Allein in den ersten Wochen dieses Jahres sollen die Tresor-Gangster sechs Geldautomaten unter anderem in Neuss und Aachen sowie vier weitere in Venlo und Roermond in die Luft gejagt und dabei hohen Sachschaden verursacht haben - zuletzt in der Nacht zu Donnerstag im Örtchen Beegden bei Roermond.
"Wir schauen sehr aufmerksam auf diese Fälle", sagte Frank Scheulen, Sprecher des NRW-Landeskriminalamtes. Denn die Vorgehensweise der Täter ist stets dieselbe, und sie ist stets extrem gefährlich: Die maskierten Täter setzen nachts mit Sprühdosenlack die Überwachungskameras in den Bank- und Sparkassenfilialen außer Betrieb, leiten ein Gas-Luft-Gemisch in die Automaten, zünden es und sprengen so die gepanzerten Automaten auf.
"Die Wucht dieser Explosion ist immens, es entstehen fast immer sehr hohe Schäden an den Gebäuden", sagt Scheulen. Die Höhe der Beute stehe dazu oft in keinem Verhältnis: "Die Täter sprengen ohne Rücksicht auf Verluste - und gefährden damit nicht nur sich selbst, sondern auch das Leben von zufällig vorbeikommenden Passanten."
Wie gefährlich solche Gas-Explosionen sind, weiß Ulrike Rockland von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM): "Die Stoßwelle breitet sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2000 Metern pro Sekunde aus und kann verheerende Schäden an Gebäuden anrichten - zumal die Gangster das Mischungsverhältnis von Gas und Luft nur grob beeinflussen können."
Die BAM hat bereits "gut zwei Dutzend" systematische Sprengversuche mit verschiedenen Typen von Geldautomaten auf dem BAM-Versuchsgelände in Horstwalde (Brandenburg) vorgenommen, um die Geldautomaten gegen solche Angriffe sichern zu können.
Denn die Zahl der Sprengungsüberfälle steigt stetig. Bis auf das Jahr 2008: Da war der Kopf einer "Panzerknacker-Bande" verhaftet und zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Doch seine Nachfolger sind bereits wieder am Werk.