Wal-Show: Orca tötet seine Trainerin

Das Tier schnappt die 40-Jährige am Beckenrand und zieht sie ins Wasser.

Orlando. Im Sea-World-Freizeitpark in Orlando (US-Bundesstaat Florida) hat ein Schwertwal vor den Augen der entsetzten Zuschauer seine Trainerin getötet.

Augenzeugen berichteten, wie der fast sechs Tonnen schwere Orca aus dem Pool hochschnellte, während ihn Dawn Brancheau am Bauch kraulte.

"Er schoss wie eine Fledermaus heraus, schnappte die Trainerin an der Hüfte. Danach hielt er sie am Oberarm und hat sie immer wieder aufs Wasser geklatscht", sagte eine Frau dem US-Sender CNN. Ein Mann berichtete, dass das Tier schon während der Show gereizt gewirkt habe.

Park-Vizechef Chuck Tompkins bestätigte der Zeitung "Orlando Sentinel", dass der Orca Tilikum die 40-Jährige, die eine seiner erfahrensten Trainerinnen gewesen sei, ins Wasser gezogen habe. Sie sei schließlich ertrunken. Alle Shows mit Orcas wurden abgesagt.

Tilikum, der größte derzeit in Gefangenschaft gehaltene Schwertwal, wurde 1983 vor der Küste Islands gefangen. Laut US-Tierschutzorganisationen war "Tilly" bereits in mehrere Zwischenfälle verwickelt, darunter in den Tod einer Trainerin 1991 in Kanada.

1999 soll er den Tod eines Sea-World-Besuchers verursacht haben, der sich bei den Orcas hatte einschließen lassen.

Die internationale Wal- und Delfinschutzgesellschaft (WDCS) verweist auf ein ähnliches Unglück: Ende Dezember starb ein Trainer (29) in einem Orca-Becken auf Teneriffa.

WZ: Herr Endrup, kam der Unfall in Orlando überraschend?

Entrup: Seit Jahrzehnten gibt es regelmäßig Unfälle mit Schwertwalenin Gefangenschaft. Man weiß, dass der Umgang mit den Tieren gefährlichist, weil ihnen einfach unendlich langweilig ist. Wie bei jedemeingesperrten Menschen entwickelt sich bei ihnen ein hohesAggressionspotenzial. Besonders wenn die Männchen mit 12 bis 13 Jahrengeschlechtsreif werden, bekommen sie enorme Probleme. DasAggressionspotenzial steigt, die Tiere sterben früh.

WZ: Was heißt früh?

Entrup: Nur wenige Männchen werden in Gefangenschaft älter als 20Jahre. In freier Wildbahn werden Schwertwale 35 bis 50 Jahre alt. Vonden bisher 136 gefangenen Tiere sind 123 gestorben. Sie haben imSchnitt nur 4 Jahre in Gefangenschaft überlebt.

WZ: Wieso lassen sich die Tiere so schwer halten?

Entrup: In den gefangenen Gruppen sind oft Tiere ausunterschiedlichsten Meeresregionen in engen Becken zusammengepfercht.Die haben ganz verschiedene Lebensweisen, Ernährungsgewohnheiten undDialekte. Wenn man eine Liste der Tiere aufstellt, die zur Haltung inGefangenschaft nicht geeignet sind, steht der Orca an erster Stelle.

WZ: Konnte der Wal die Konsequenz seines Handelns abschätzen?