Drei Männer für Deutschland
Wie Ralph Siegel mit Raab und Bohlen den Grand Prix retten will.
Düsseldorf. Er muss sich ein klein wenig gefühlt haben wie Erich Ribbeck einst im Herbst 1998. Da liegt man gemütlich auf seiner Terrasse, genießt das Rentner-Dasein - und kriegt plötzlich mit: "Deutschland ist in aussichtsloser Lage! Ich muss helfen!" Jedenfalls stand Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel (62) vom Liegestuhl auf und gab ein Zeitungsinterview: Wie vermeiden wir eine weitere Grand-Prix-Schmach für Deutschland?
Ralph Siegel, die Älteren erinnern sich, weiß schließlich, wie man triumphale Siege holt: 1982 hat der Mann mit Nicole den einzigen Grand-Prix für Deutschland gewonnen. Gut, damals regierte in der Sowjetunion noch Breschnew, das Internet war noch nicht erfunden und seit dem Untergang des Kommunismus haben Siegel-Interpreten beim Grand Prix keinen Blumenpott mehr ergattert... aber lassen wir das Nörgeln!
Ralph S. also verkündete der Nation seinen Plan: Künftig sollen sich des Landes größte Musikproduzenten als "Kompetenzteam" zum Komponistenwettstreit treffen. Ein Gipfel der Besten - und am Ende steht der einzig wahre Grand-Prix-Siegertitel. Aber wer soll denn rein in dieses Kompetenzteam, Herr Siegel?
Junge, unverbrauchte Köpfe natürlich: Zuerst Dieter Bohlen - der weiß ja, dass ein Nummer-1-Hit nur zwei Akkorde braucht. Dann Stefan Raab - der alles zum Renner macht, was er an Belanglosem anpackt. Siegel selbst - hat das Zwölf-Punkte-Gen. Und als Zugaben: Frank Fahrian (Boney M.-Produzent und ausgewiesener Playback-Experte) sowie Alex Christensen (letzter Hit: "Du hast den schönsten Arsch der Welt").
Was aus dieser Initiative wird? Man darf gespannt sein. Grand-Prix-Sender NDR zeigte sich gegenüber unserer Zeitung jedenfalls bereit, die Siegel-Idee bei seiner Vorentscheid-Reform wohlwollend zu prüfen. Von Raab und Bohlen war keine Stellungnahme zu bekommen. Doch sei hier daran erinnert, wie das damals ausging mit Bundestrainer Ribbeck, dem alten Fahrensmann und Nothelfer. Sie wissen schon: EM 2000. Matthäus. Ein Tor, kein Sieg, Blamage. Nicht immer ist ein Rentner der Retter.