Schau in San Francisco Edgar Degas und andere Impressionisten im Zeichen des Hutes

San Francisco (dpa) - Seine Ballerinen-Gemälde sind weltbekannt. Auch unzählige Akte und Jockey-Bilder hat Edgar Degas (1834-1917) in seiner über 50-jährigen Schaffenszeit gemalt. Nun wird erstmals der Begeisterung des französischen Malers für Hüte eine eigene Ausstellung gewidmet.

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Für den einstigen Städel-Chef Max Hollein, Direktor im Legion of Honor-Museum in San Francisco, ist die Schau „Degas, Impressionism, and the Paris Millinery Trade“ ein „sehr ungewöhnliches, faszinierendes Projekt“.

Es geht um die Hutmacherinnen von Paris um 1900, die in der Modehauptstadt der Welt den Hut zum Kunstwerk und Statussymbol machten. Mehr als 40 Hüte und ebensoviele Gemälde und Pastelle von Degas und Kollegen wie Pierre-Auguste Renoir, Édouard Manet und Henri de Toulouse-Lautrec stellen die Kuratoren und Hollein mit Leihgaben aus Paris, Chicago, Boston und Los Angeles in der Westküstenmetropole aus.

Filigrane Hut-Kreationen mit exotischen Federn, Blumen und Bändern teilen sich sechs Räume mit den impressionistischen Szenen aus Hutmacherstudios: elegante Frauen vor Spiegeln, erschöpfte Näherinnen, bunte Auslagen in Geschäften, Putzmacherinnen mit ihren Kundinnen.

Es ist auch eine soziale Studie des Gesellschaftslebens in Paris in dem Zeitraum von 1875 bis 1914, als über 1000 Hutstudios aus dem Boden schossen. „Es war ein Beruf, in dem eine Frau als Künstlerin angesehen wurde und großen Ruhm erreichen konnte“, sagt Hollein. Doch im Spätwerk von Degas ist auch sein Blick für soziale Missstände in der Modewelt zu erkennen. Sein Gemälde „The Milliners“ zeigt zwei Arbeiterinnen mit fahlen Gesichtern, im scharfen Kontrast zu den farbigen Hutbändern, mit denen sie arbeiten.

„Natürlich waren die schönen Seiten, aber auch die Schattenseiten ein Thema der Impressionisten“, erklärt Hollein. „Hüte waren damals so en vogue, dass in den Studios in mehreren Schichten gearbeitet werden musste, um die Nachfrage zu erfüllen. Es gab auch klare Hierarchien in diesem Beruf.“

Im vergangenen Sommer war der gebürtige Österreicher vom Frankfurter Städel Museum nach Kalifornien gewechselt. Als Städel-Chef hatte Hollein dort 2015 die Sonderausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ gezeigt. In San Francisco leitet er die beiden Fine Arts Museums, das Legion of Honor und das de Young Museum im Golden Gate Park. Dort ist derzeit „The Summer of Love Experience“, eine Hommage an die Hippie-Kunst 50 Jahre nach dem „Sommer der Liebe“ von 1967, zu sehen.

Hollein freut sich über die „sehr große Bandbreite“ der beiden Museen. „Wir haben die bedeutendste Sammlung psychedelischer Poster, genauso haben wir eine hervorragende Sammlung von Hüten aus Paris um 1900.“

Als nächste große Projekte stehen unter anderem Ausstellungen zu Gustav Klimt, Auguste Rodin, über die mexikanische Ruinenstadt Teotihuacan und eine Schau zur Mode des Islams auf dem Programm. „Es gibt eine sehr starke, vibrierende Modeindustrie in den muslimischen Ländern“, sagt Hollein über die für 2018 geplante „Fashion of Islam“-Ausstellung, die kulturelle, soziale und politische Aspekte verbinden soll.

Seine neue Wahlheimat San Francisco am Rand des Tech-Mekkas Silicon Valley beschreibt Hollein als „faszinierenden Ort“, von einer „permanenten Aufbruchstimmung“ geprägt, aber auch mit Herausforderungen der Technologisierung konfrontiert. In dieser Umbruchphase spielten Museen eine wichtige Rolle, sagt Hollein. „Und da spielt man gerne mit.“