Ehud Olmert: Der Zögling

Ehud Olmert sprach wenige Tage nach Beginn des Libanon-Kriegs am 12. Juli vergangenen Jahres von einem "Moment der Wahrheit für Israel". Gut neun Monate später blickt der von Affären gebeutelte israelische Ministerpräsident der Wahrheit selbst ins Gesicht.

Die Kommission zur Untersuchung von politischen und militärischen Fehlern im Libanon-Krieg äußerte in ihrem Zwischenbericht unverblümte Kritik an dem 61-Jährigen: Der militärisch unerfahrene Regierungschef sei für das Scheitern der Militäraktion verantwortlich. Der schmale Mann mit dem über die Glatze gekämmten Haar galt seit seinem Amtsantritt im März als zahmer Karrierist und Zögling von Ex-Regierungschef Ariel Scharon. Sollte es Olmerts Ziel gewesen sein, mit dem Libanon-Krieg dieses Image abzuschütteln, so ist dies gründlich misslungen.
Olmerts eigene Militärkarriere beschränkte sich auf die Zeit als Armee-Journalist während seines Wehrdiensts. Danach schlug der studierte Psychologe, Politologe und Jurist eine zivile Laufbahn ein. Bereits mit 28 Jahren zog Olmert für die Likud-Partei ins Parlament ein. Sprosse für Sprosse stieg er seither die Karriereleiter nach oben. Nun könnte bald alles aus sein.