Ein Arm voll Grammys für Adele
Zum dritten Mal in Folge räumt die 23-jährige Sängerin bei den Musikpreisen ab — diesmal gab es sechs Auszeichnungen.
Los Angeles. Es war der Abend der Adele, nicht der Abend der Whitney Houston. Der Tod der 48-Jährigen überschattete die Grammy-Verleihung am Sonntagabend nur am Rande. Denn Adele ließ kaum Platz: Der Engländerin gelang das Kunststück, in allen drei Hauptkategorien zu gewinnen. Und sie verwandelte jede ihrer sechs Nominierungen in Preise. Ihr Durchmarsch macht deutlich, dass es längst eine neue Königin der Hitparaden gibt.
Als die Preisverleihung mit einem rockenden Bruce Springsteen begann, der trotz Ohrringen und enger Jeans seine 62 Jahre nicht ganz verbergen konnte, wirkte nicht jeder im Saal glücklich. Zu tief saß der Schock über den überraschenden Tod von Whitney Houston, die eigentlich auch hier sitzen sollte. Kurz vor der Grammy-Party ihres Entdeckers Clive Davis war sie tot in der Badewanne ihres Hotelzimmers entdeckt worden.
Der Abend war genauestens geplant, selbst die Trauer war sorgfältig inszeniert. Da mochten sich die Foo Fighters nach ihren fünf Grammys noch so unangepasst geben, letztlich passen auch sie ganz genau in ihr Marketingkonzept. Vielleicht ist es das Rezept der Adele Adkins, dass sie nicht komplett in dieses Raster passt, neben Katy Perry und Rihanna viel zu dick aussieht, nicht mit Feuerwerk und Tanzgruppe über die Bühne fegt, sondern einfach nur dasitzt, Musik macht und singt. Auch noch Lieder, die sie selbst geschrieben hat. So eine soll Karriere machen?
Hat sie längst! Seit 18 Wochen steht „21“ von Adele, gesprochen „Ädell“, in den USA auf Platz Eins, in Deutschland war es das erfolgreichste Album des letzten Jahres. Nach ihrem ersten Auftritt seit einer komplizierten Stimmbandoperation im November stand das Grammy-Publikum auf, um die Siegerin des Abends zu feiern. „Danke, danke. Das ist doch verrückt“, sagte sie mit der Trophäe in der Hand und konnte kaum sprechen vor Rührung. „Ich möchte jedem Radiomoderator danken, der mein ,Rolling In the Deep’ gespielt hat. Denn ich weiß, dass es nicht gerade ein Popsong ist.“ Aber Pop kommt von populär, und das ist ziemlich das Letzte, was man Adele absprechen könnte.
„Ich bin sehr selbstbewusst, sogar wenn ich lese, dass Leute schlimme Sachen über mein Gewicht sagen“, erklärte Adele, die mit vollem Namen Adele Laurie Blue Adkins heißt. Sie wolle keinesfalls ein „debiles Modepüppchen“ sein, dem man vorschreibe, was es anzuziehen und zu essen hat.
Stattdessen konzentriert die 23-Jährige sich auf ihre rauchige, ausdrucksstarke Stimme. „Ich bin kein Trendsetter — ich bin eine Musikerin“, sagt sie. Sie schreibt ihre Songs selbst, statt aufwändigen Shows oder Videos gibt sie den Tönen und Texten die Hauptrolle. In ihrem Blog präsentiert sie sich als eine Art Mädchen von nebenan, das den immensen Erfolg kaum fassen kann.