Ein grandioser Paul McCartney in Köln
Köln (dpa) - Er ist in Topform, sieht blendend aus und hat es einfach noch immer drauf. Paul McCartney, die lebende Legende, hat seinen Fans in Köln ein grandioses Konzert beschert.
Der drahtige 69-Jährige absolviert mühelos ein Drei-Stunden Programm, wechselt vom Piano zur E-Gitarre, von der Akustischen zur Ukulele. Er scherzt, plaudert, bezaubert sein Publikum am Donnerstag von Anfang an. „Guten Abend, Kölle. Hallo mein liebes Publikum. Hi Deutschland (...) Heute Nacht werde ich versuchen, ein bisschen Deutsch zu sprechen.“ Unter den 35 Songs dominieren die guten alten Beatles-Klassiker. Der Profi weiß eben, wonach das Publikum verlangt.
Wie kann ein 69-jähriger Mehrfach-Großvater nach einen halben Jahrhundert auf der Bühne so unverwüstlich fit und gut sein? Vielleicht ist es die Liebe. „All You Need Is Love“. Erst im Oktober hatte McCartney der US-Amerikanerin Nancy Shevell das Jawort gegeben - es ist seine dritte Ehe. Schon kurz darauf war der frisch Vermählte allerdings wieder in den Tourbus gestiegen. „On The Run“ („Auf der Flucht“) geht weiter und soll vor Weihnachten in Liverpool enden.
Der Ausnahmemusiker begeistert die gut 14 000 Fans in der ausverkauften Lanxess Arena beim einzigen Deutschland-Konzert nach allen Regeln der Kunst. „Hello Goodbye“, „All My Loving“, „Paperback Writer“, „Eleanor Rigby“, „Hey Jude“ oder „Yesterday“ und „Back In The USSR“ sind dabei. Ein McCartney-Konzert ohne diese Titel wäre wohl auch kaum denkbar. Im Hintergrund laufen Bilder und Clips von den „Fab Four“. Die vier jungen Rebellen hatten im Frühjahr 1961 zum ersten Mal im Cavern Club in ihrer Heimatstadt Liverpool gespielt.
Bei 50 Bühnenjahren fehlen auch die wichtigsten Erfolge aus McCartneys Wings-Zeit nicht. Die Band hatte er mit seiner ersten Frau Linda 1971 gegründet, sie löste sich 1981 auf, Linda starb 1998 an Krebs. „Jet“ und „Band On The Run“ bringen in Stimmung. Bei „Live And Let Die“ - dem Titelsong zum gleichnamigen James-Bond-Film - lassen es McCartney und seine vier Begleiter krachen: Feuerwerk auf der Bühne, dem Publikum gefällt's, es tobt. Der 69-Jährige gönnt sich keine Pause, nur einmal hält er inne - „to drink this atmosphere“ („um diese Atmosphäre aufzusaugen“).
Sir Paul - der Mann mit dem guten Draht zur Queen, die ihn 1997 zum Ritter geschlagen hatte - kann die Halle auch rühren. Einen Song widmet er seinem „lieben Freund John“ (Lennon). Einen anderen dem ebenfalls verstorbenen George Harrison, der die Ukulele so mochte und mit dem er darauf oft vor dessen Haus gespielt hatte. Mit seiner aktuellen Band - Keyboarder Paul „Wix“ Wickens, Brian Ray und Rusty Anderson an den Gitarren und Drummer Abe Laboriel Jr. - bildet McCartney nach zehn gemeinsamen Jahren ein perfektes Team.
Was mag einen fast 70-Jährigen dazu bewegen, immer weiter live zu rocken? Ums Geld kann es nicht gehen, denn davon hat der superreiche Brite mehr als genug. Der Smarte im eleganten dunklen Anzug gibt auch zwei lange Zugaben - also viel mehr als das Standardprogramm. „Aber jetzt müssen wir dieses Lokal verlassen“, sagt er nach drei Stunden. Es macht wohl auch einen Paul McCartney ein bisschen süchtig, in tausende glückliche Gesichter zu sehen. Und so verspricht er: „Dankeschön Deutschland, bis zum nächstes Mal!“