Ein Jahr nach Gewaltverbrechen erinnert Gedenktafel an Jonny K.
Berlin (dpa) - Genau ein Jahr ist seit der brutalen Attacke auf Jonny K. vergangen. Seit Montagabend erinnert am Tatort nahe dem Berliner Alexanderplatz eine Bronzeplatte daran, dass der 20-Jährige hier von sechs jungen Männern zu Tode geprügelt wurde.
„Das Gewaltverbrechen hat unsere Stadt sprachlos gemacht, es hat sie tief erschüttert“, sagte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) bei der Gedenkstunde zur Enthüllung der Gedenktafel. Mit Blick auf das Opfer bemerkte er: „Er war ein ganz normaler Junge wie viele in der Stadt. Genau das ist der Kern der Tragödie. Jeder hätte ein Jonny sein können.“
Rund 100 Menschen kamen zu der Gedenkveranstaltung in die Rathausstraße, nur wenige hundert Meter vom Roten Rathaus entfernt. Initiiert hatte sie Jonnys Schwester Tina K. Die 29-Jährige trug einen weißen Pullover mit dem Konterfei ihres Bruders. Auch viele weitere Besucher trugen T-Shirts mit dem Gesicht von Jonny K. In ihrer kurzen Rede forderte Tina K. ein friedliches Zusammenleben und appellierte an die Verantwortung der Gesellschaft. „Wir sind nicht nur dafür verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“, sagte Tina K. während der Gedenkstunde.
Jonny K. war zusammen mit einem Freund in der Nacht zum 14. Oktober 2012 in der Rathausstraße Opfer einer Prügelattacke von sechs jungen Männern geworden. Nach Tritten und Schlägen starb Jonny K. an Gehirnblutungen. Die Attacke gegen den 20-Jährigen und einen Freund löste bundesweit Entsetzen aus. Die sechs Angreifer wurden zu Haftstrafen verurteilt, die aber noch nicht rechtskräftig sind. Alle haben laut Landgericht Revision gegen ihre Verurteilung eingelegt. Fünf von ihnen sind unter Auflagen auf freiem Fuß.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterstrich am Montagnachmittag, dass Gewalt keine Lösung sein könne. Er glaube nicht, dass andere oder härtere Gesetze etwas ändern könnten. Stattdessen komme es auf die innere Haltung an, die für ein friedliches Zusammenleben nötig sei. „Das kann aber nicht angeordnet werden, dass muss gelebt werden“, sagte der SPD-Politiker bei der Gedenkveranstaltung.
Am vergangenen Wochenende war es am Alexanderplatz erneut zu einer Gewalttat gekommen. Bei einer Schlägerei vor einem Club wurden drei Menschen verletzt. Ein Mann erlitt einen Schädelbasisbruch, zwei andere wurden durch Messerstiche leicht verletzt.