Ein Platz an der Sonne — für Vodafone

Der Telekom-Koloss ist jetzt Namensgeber des zentralen „Puerto del Sol“ in Madrid.

Madrid. Der Sparkurs im hochverschuldeten Spanien treibt immer wildere Blüten. Nun verkaufte die Hauptstadtregion Madrid den Namen der wohl berühmtesten Metro-Station Spaniens an einen Telekommunikationskonzern. Die historische Haltestelle „Sol“ im Zentrum heißt jetzt „Vodafone Sol“. Der britische Telekom-Riese platzierte sich mit diesem umstrittenen Werbe-Schachzug im Herzen der Millionenstadt.

Über dem unterirdischen Bahnhof, in dem drei Metrolinien und zwei Vorortzuglinien täglich zehntausende Fahrgäste ausspucken, liegt der legendäre Platz „Puerta del Sol“, das „Tor der Sonne“. Genau dort liegt der geografische Mittelpunkt Spaniens, der vom Kilometerstein Null der spanischen Nationalstraßen markiert wird. Und dort versammelt sich traditionell das Volk, um gegen die Obrigkeit zu protestieren. Etwa Spaniens junge Protestgeneration der „Empörten“, welche auf dem Platz ihren Aufstand gegen die Korruption, Kürzungen im Bildungsbereich, Massenarbeitslosigkeit und fehlende Zukunftsaussichten starteten.

Für drei Millionen Euro verscherbelte die öffentliche Metro-Gesellschaft den Namen dieses Verkehrsknotenpunktes, der zunächst drei Jahre lang „Vodafone Sol “ heißen wird. Ein wahres Schnäppchen für den Telekom-Koloss, der nicht in Millionen, sondern in Milliarden rechnet.

Die Meinungen der drei Millionen Hauptstädter sind geteilt: Einige schimpfen über den „Ausverkauf“. Andere hoffen schlicht, dass die mit 500 Millionen Euro verschuldete Metro-Gesellschaft den Fahrplan wenigstens nicht noch weiter zusammenstreicht. Manche machen ihrem Ärger Luft, indem sie die neuen Stationsschilder überpinseln. „Die Bürger werden sich schnell daran gewöhnen“, versucht ein Sprecher der konservativen Regionalregierung in Madrid die Wogen der Empörung zu glätten.