Ein Stimmwunder wie Whitney
Leona Lewis gewann eine Castingshow in Großbritannien - und wurde trotzdem ein richtiger Star.
London. Der Dieter Bohlen von Großbritannien heißt Simon Cowell. Zwar ist das Verhalten des smarten Musik- und TV-Produzenten eher von britischem Understatement als von polternder Prolligkeit geprägt. Was seine Urteile über trällernde Möchtegern-Showstars angeht, ist Cowell allerdings rücksichtslos ehrlich.
Wen er dagegen für talentiert hält, den hofiert er als Jurymitglied der englischen Castingshow "X-Factor" wie sein blondes deutsches Pendant nachdrücklich bis zum Sieg. Dass sein Gespür richtig ist, beweist der durchschlagende Erfolg seines Schützlings Leona Lewis, die den Gesangswettbewerb 2006 mit wehenden Fahnen für sich entschied.
Der wahre Erfolg eines Talentshow-Produkts zeigt sich nämlich nicht an den Plattenverkäufen, die direkt im Anschluss an die Show erzielt werden - die waren bei Lewis erwartungsgemäß feudal, Weltrekord inklusive. Denn die pathetische Hymne "A Moment Like This" wurde innerhalb einer halben Stunde stolze 50000 Mal legal heruntergeladen. Nein, vom Durchschnitt der nach dem Instant-Erfolg mehrheitlich vor sich hindümpelnden Stimmwunder setzt man sich nur ab, wenn man auch nach der Anfangseuphorie Hits landet - und international Fuß fasst. Beides ist Lewis gelungen.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Briten, namentlich Cowell, ihre neuen Sternchen nicht vorschnell verheizen. Die Küblböcks, Klaws und Regners könnten wahrscheinlich ein Lied davon singen, so man sie noch ließe. Cowell hingegen lässt den Star-Aspiranten den Freiraum, sich zu orientieren, zu experimentieren und erst dann, wenn die richtige Nische gefunden ist, den Markt zu stürmen.
Bei Lewis musste man aber gar nicht lange nach der passenden Nische suchen. Stimme, Optik, Ausstrahlung - alles schrie bei der 22-Jährigen geradezu nach einer Karriere im Stile oktavengreifender Weltstars wie Whitney Houston oder Mariah Carey. Nicht umsonst fiel Lewis’ Songauswahl auf Hits besagter beider Damen. Wo andere aber am hoch gesteckten Ziel scheitern, sang sie völlig selbstverständlich, fehlerfrei und trotzdem mit eigener Note. Ihre Interpretation von Houstons "I Will Always Love" rührte selbst Cowells hartgesottene Co-Jurorin Sharon Osbourne.
Seitdem Lewis auch mit der rhythmischen Ballade "Bleeding Love" neue Rekorde vermelden kann, ist klar, dass sich für die gebürtige Londonerin die kostspielige Ausbildung auf der Sylvia-Young-Theatre-School sowohl für sie als auch für ihre Eltern auszahlt. Denn das Talent der jungen Leona entdeckten sie bereits, als sie fünf war. Ihren Gesangs-Abschluss an der renommierten Londoner Brit-School machte sie neben Katie Melua, die den Weg zum Star ohne den Umweg Castingshow geschafft hat.
Kindheit Geboren am 3. April 1985 wächst Lewis als mittleres von drei Kindern des karibischen Jugendarbeiters Aural Josiah und der walisischen Sozialamtsmitarbeiterin Marie Lewis auf. Bereits mit fünf Jahren bekommt sie in London Gesangsunterricht.
Karriere Nach ihrem Gesangsabschluss geht Lewis auf die typische Ochsentour Kellnern, Putzen, Koffertragen, bis sie sich 2006 bei der Castingshow "X-Factor" bewirbt.
Album Ihr Debütalbum "Spirit" mit klassischem Ohrwurmpop und die Single "Bleeding Love" sind gerade in Deutschland erschienen.