Ein Unglück mit Ansage?

Nach dem Tod des kleinen Emil ermittelt die Wuppertaler Staatsanwaltschaft.

Wuppertal. Der tragische Tod des kleinen Emil sorgt bundesweit für Aufsehen. Während die Spurensicherer der Polizei zusammen mit einem Gutachter am Montag fieberhaft nach der Ursache dafür suchten, weshalb der Süßigkeiten-Automat auf das eineinhalb Jahre alte Kind stürzte, stand ein Aufgebot an Kamerateams vor der Tür der geschlossenen Sporthalle in Wuppertal. Nur ein einsamer Keramik-Bär und eine aufgestellte Kerze vor der Eingangstür erinnerten an die Tragödie, die sich am vergangenen Wochenende dort abgespielt hatte.

Wie konnte das geschehen? War der 200 Kilogramm schwere Süßigkeiten-Automat sicher aufgestellt? Wer trägt die Verantwortung für den Tod des kleinen Junge? Das sind die Fragen, die die Menschen in Wuppertal beschäftigen. Der 39 Jahre alte Vater des Opfers stand auch am Montag noch unter Schock, er war nicht vernehmungsfähig.

Unterdessen hat die Stadt 100 Automaten in ihren Hallen, Schulen und Schwimmbädern auf ihre Standfestigkeit untersuchen lassen, denn dies dürfe sich nicht wiederholen, wie Wuppertals Sportdezernent Matthias Nocke erklärte. Jetzt soll ein Sachverständiger die Frage klären, ob der Automat sachgemäß gesichert war.

Den ersten Ermittlungen zufolge besteht der Verdacht, dass der Automat nicht den Vorschriften entsprechend gesichert war. Zwei Schüler, Tobias Krämer (17) und David Kowalski (16), berichteten unserer Zeitung, der Automat sei schon am Tag vor dem tragischen Unglück "kaputt gewesen". Er habe auffällig schräg gestanden. Es habe ausgesehen, als ob der Automat nur noch an einem Kabel befestigt gewesen sei. "Eigenartig, dass niemandem was aufgefallen ist", meinten die Schüler.

Krämer und Kowalski wussten, dass der Automat oftmals mit Tritten und Schlägen malträtiert worden war. Das erklärte auch Hallenwart Klaus Peter Noll. "Wir haben einige Chaoten an der Schule - so viel ist sicher." War der Automat durch Vandalismus beschädigt worden? Auffälliges habe er aber nicht bemerkt, versicherte Noll.

Der Hallenwart bestätigte, dass der Automat mit einem Stahlseil gesichert worden ist. Es ist völlig unklar, ob diese Sicherung fachgerecht war. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Die Stadt weist die Verantwortung indes von sich. Es gebe einen Vertrag mit dem Automatenaufsteller, in dem klar geregelt sei, dass dieser die Automaten zu sichern habe. Die Haftung, so bekräftigte der Wuppertaler Dezernent, liege eindeutig beim Automatenaufsteller.

Der Vertrag - datiert aus dem Jahr 1996 - wurde mit einer anderen Firma abgeschlossen als der, die heute die Automaten aufstellt. Ob und wie Automaten von der Stadt kontrolliert werden müssen, ist unklar.