Ein Wolf im Schafspelz im Grips Theater

Berlin (dpa) - Märchen und Tiergeschichten hat das Berliner Grips Theater als Pionier des aufgeklärten Kindertheaters schon vor Jahrzehnten von der Bühne verbannt. Der neue Intendant Stefan Fischer-Fels holt jetzt Schaf, Wolf, Gans und Bär ins Rampenlicht zurück.

Mit Martin Baltscheits preisgekröntem Stück „Die besseren Wälder“ belebt das Theater das vergessene Genre der Tier-Parabel neu. Mit erstaunlichem Ergebnis. Die Geschichte vom Wolf im Schafspelz ist uralt. Es gibt sie in zahlreichen Varianten. Was aber, wenn in Wirklichkeit das Schaf ein Wolf ist? In einer kalten Frühlingsnacht werden die Eltern des kleinen Wolfes Ferdinand (Florian Rummel) von einem Jäger erschossen. Sie waren zusammen mit ihrem Sohn auf dem Weg in „Die besseren Wälder“, wo die hungernden Tiere auf Nahrung gehofft hatten.

Ein ungewollt kinderloses Schafs-Paar (Alessa Kordeck und René Schubert) findet den Baby-Wolf und beschließt, ihn aufzuziehen - als Schaf. Das geht so lange gut, bis Ferdinand in die Pubertät kommt und den Verlockungen jenseits des Zaunes der Schafsweide nicht länger widerstehen kann. Seine Schafsfreundin Melanie (Jennifer Breitrück) muss dabei ihr Leben lassen. Seinem besten Kumpel Beck (Paul Jumin Hoffmann) entfremdet sich Ferdinand.

Baltscheits Stück lässt viele Interpretationen zu. Es geht um die Hoffnung nach einem besseren Leben, um Vorurteile gegenüber Fremden und das Fremdsein in der eigenen Herde. Die Frage „Wo gehöre ich hin“ stellen sich irgendwann alle - egal ob zahmes Schaf oder wilder Wolf. Und nicht jeder hat so viel Selbstbewusstsein wieder der Bär, der lieber als Biene lebt und die Gans, die sich selbst als Fuchs bezeichnet. „Es kommt doch nicht darauf an, wo du herkommst. Es kommt darauf an, wo du hin gehst und mit wem“, heißt es am Ende des Stücks.

Grips-Schauspieler Robert Neumann inszeniert die Parabel mit viel Gespür für die schmerzlichen, aber auch komischen Momente im Leben Heranwachsender, wie sich bereits bei der Generalprobe am Donnerstag zeigte. Am Freitagabend wird das mit dem Jugendtheaterpeis ausgezeichnete Stück uraufgeführt. Zielgruppe sind Kinder ab 12 Jahren, Jugendliche und Erwachsene.