Ausstellung im Neanderthal: Aufstieg und Fall eines Affen
Eine Sonderschau im Neanderthal Museum beschäftigt sich mit Primaten — und dem Schicksal des Kölner Star-Schimpansen Petermann.
Neandertal. Er war ein Star, der tragisch ums Leben kam. Der Schimpanse Petermann prostete 1952 im Frack und Zylinder dem Fernsehpublikum zu. Die Zuschauer amüsierten sich köstlich darüber, dass das Tier ihnen Neujahrswünsche überbrachte.
Drei Jahrzehnte später war es dazu nicht mehr in der Lage. Aufgrund der schlechten Haltung im Kölner Zoo war der Affe verhaltensgestört geworden. Petermann brach 1985 mit der Schimpansin Susi aus seinem Käfig aus. Dabei verletzte er den Zoodirektor lebensgefährlich — und wurde dann auf seiner Flucht erschossen.
Es ist eine von vielen Geschichten, die es über Affen zu erzählen gibt und die ab dem heutigen Samstag im Neanderthal Museum zu erfahren sind. Denn in der neuen Sonderausstellung mit dem Titel „Wie Menschen Affen sehen“ spielen die nächsten Verwandten des Menschen die Hauptrolle.
Es ist kein Zufall, dass sich die Mettmanner dem Thema in diesem Jahr widmen. Das Neanderthal Museum feiert seinen 75. Geburtstag. „Dazu wollten wir eine Sonderausstellung konzipieren, die mit dem ureigensten Thema des Museums zu tun hat: der Menschengeschichte und woher wir stammen“, sagt Bärbel Auffermann, stellvertretende Direktorin des Museums.
Zur Begrüßung können die Besucher ihren nächsten Verwandten, dem Gorilla, Schimpansen, Gibbon, Bonobo und Orang-Utan die Hand geben. Die Affenhände ragen aus einer Wand heraus. Wer die Hand des jeweiligen Primaten berührt, aktiviert über Sensoren einen Bildschirm, auf dem Informationen zur jeweiligen Affenart zu lesen sind.
Danach geht es weiter durch den Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Museums. An 25 Stationen in Form von deckenhohen Säulen erfahren die Besucher wie Affen leben, was sie auszeichnet, welche besonderen Geschichten es zu den Primaten gibt und wie sie in den unterschiedlichen Jahrzehnten in Film und Fernsehen oder in der Werbung dargestellt wurden. Alte Spielfilmsequenzen sind zu sehen, genauso Plakate aus den 1950er-Jahren mit Affen als Superhelden oder fleischfressenden Monstern.
„Zentrales Anliegen der Ausstellung ist, zu zeigen, wie Menschen Affen gesehen haben und heute noch sehen“, sagt Auffermann. Und nicht immer würden die Bilder der Realität entsprechen. „Der Schimpanse wird gerne als netter Kumpel des Menschen dargestellt. Dabei ist er ein sehr aggressives Tier. Im Gegensatz zum Gorilla, der der einzige pflanzenfressende Primat und fast so gutmütig wie eine Kuh ist“, sagt Auffermann.
Wie sich Klischees über die jeweiligen Affen über Jahrzehnte gehalten haben, können Besucher gerade am Beispiel der Geschichte von King Kong sehen, die in der Ausstellung kulturgeschichtlich betrachtet wird. Ein Höhepunkt ist dabei die Plastik „Gorilla raubt Frau“ aus dem Jahr 1887 des französischen Künstlers Emmanuel Frémient, die die Vorlage bot für die zahlreichen Verfilmungen. Die Sonderausstellung ist sicherlich keine Schau, die mit Spiel und Spaß auftrumpft, die aber mit zahlreichen Informationen und Einfallsreichtum bei der Darstellung punktet.