Krebsbehandlung: Mit Eis gegen das Tumorgewebe

Das Johanna-Etienne-Krankenhaus stellt eine neue Behandlungsmethode vor.

Neuss. Eine Patientin im Johanna-Etienne-Krankenhaus leidet unter Brustkrebs. Das Karzinom hat sich bis an die Wirbelsäule ausgedehnt und droht einen Wirbel zu zerfressen. Noch vor einem Jahr wäre die Patientin lokal mit der Thermoapplikationsmethode behandelt worden. Dabei wird das befallene Gewebe erhitzt und zerstört. Noch vor wenigen Jahren hätte es nur die Alternativen Bestrahlung oder chirurgischer Eingriff gegeben.

Heute greift Dr. Gebhard Schmid, Chefarzt der Radiologie, zur Gasflasche. Mithilfe von Argon und Helium wird Kälte bis minus 160 Grad erzeugt. Über Hohlnadeln wird die Kälte an die Stelle des Tumors geleitet, wo ein sogenannter „Kälteball“ von vier Zentimeter Größe entsteht. Die Folge: Krebszellen vereisen und der Tumor wird zerstört. Das Gewebe baut sich dann von alleine ab. Der gesamte Vereisungsvorgang dauert 20 bis 30 Minuten und kann sogar ohne Vollnarkose angewendet werden. „Für den Patienten ist es ein Piks wie mit einer Nadel“, sagt Schmid.

Die Brustkrebspatientin wird zwar unter Vollnarkose mit dem neuen Verfahren behandelt, kann aber schon am nächsten Tag das Krankenhaus verlassen und schnell wieder arbeiten. „Mir geht es jetzt sehr gut, ich habe keine Schmerzen mehr. Ich kann die Methode nur weiterempfehlen“, sagt sie.

Kennengelernt hat Schmid die Kryotherapie genannte Methode bei einem Kollegen im französischen Straßburg. In Deutschland ist er einer der Ersten, der das Vereisungs-Verfahren einsetzt. Seit letztem Jahr wurden bei zehn Patienten Tumore auf diese Weise behandelt. „Ich bin noch überzeugter als am Anfang, dass es eine gute Methode ist“, sagt Schmid.

Der Eingriff kann lokal erfolgen, und die Krebszellen werden besser zerstört. Im Gegensatz zur Strahlentherapie dauert es nicht Wochen, bis der Tumor beseitigt ist. Durch die Vereisung sind die Patienten relativ schnell schmerzfrei, und das Verfahren ist präziser als die Hitzemethode.

Den produzierten Eisball können die Radiologen sogar auf dem Computertomographen „live“ sehen. So kann der Eingriff noch präziser gesteuert werden.

Allerdings eignet sich die Methode nur für kleine und abgegrenzte Tumore. Sie funktioniert am besten an Nieren, Lunge, Prostata und vor allem bei Knochentumoren. Diese besonders schmerzhafte Tumorart kann schnell bekämpft werden, die angegriffenen Stellen am Knochen werden dann mit einer Art Zement bearbeitet. So können auch zerstörte Wirbel wieder aufgerichtet werden.