Ein Zahnarzt will der erste deutsche Weltraumtourist werden

Jos Gal hat sich ein Ticket bei dem Unternehmen „Lynx“ gesichert. Er soll 2014 fliegen und hofft, dass keiner schneller ist.

Ubstadt-Weiher. Zahnarzt wollte er schon immer werden — aber Astronaut? Das hatte Jos Gal aus Baden-Württemberg nun wirklich nicht vor. Wenn er sich aber 2014 wie geplant mit dem raketenbetriebenen Flugzeug „Lynx“ ins All bringen lässt, dann gilt er als Astronaut. „Mit Diplom“, sagt Gal. Und was aus seiner Sicht noch besser ist: Falls ihm die Unternehmerin Sonja Rohde aus Hagen nicht zuvorkommt, wäre Gal der erste deutsche Weltraumtourist. „Der erste Zahnarzt bin ich auf jeden Fall“, sagt der 39-Jährige aus Ubstadt-Weiher.

Morgen geht es aber noch nicht los. Unsicher ist sogar, ob es wirklich 2014 in den Weltraum geht. Schließlich wurden auch die Starts des Konkurrenzprodukts „SpaceShipTwo“, mit dem Unternehmerin Rohde fliegen will, mehrfach verschoben. Daran arbeitet die Firma Virgin Galactic von Milliardär Richard Branson schon seit 2004: Die Raumkapsel soll von einem Trägerflugzeug ins All gebracht werden und Weltraumtouristen befördern. Die Startbahn dafür ist seit 2010 fertig; Testflüge wurden schon zahlreiche absolviert. Der erste Start mit Touristen — 380 wurden bislang auserkoren — ist jetzt für Ende des Jahres geplant.

„Virgin Galactic hat schon 2004 mit der Entwicklung angefangen“, sagte Rohde. „Dieser Vorsprung ist eigentlich kaum aufzuholen.“ Parallel dazu tüftelt inzwischen ein kalifornisches Konkurrenzunternehmen an der „Lynx“. Für diesen Flieger sind bereits 100 Tickets verkauft — Testflüge mit einem Prototyp seien bereits gemacht worden, sagt Gal.

„Mal sehen, wer zuerst fertig ist“, sagt Gal. Weltraumtauglich ist übrigens, wer „gesund und einigermaßen sportlich“ ist, sagt der Zahnarzt. Das Unternehmen Space Experience Curacao (SXC), das die Flüge organisiert, verlangt zudem, dass die angehenden Weltraumbummler fünf Simulationen absolvieren und eine Astronauten-Schulung an mehreren Wochenenden durchlaufen. Gestartet wird der etwa einstündige Flug auf der Insel Curaçao.

Anreisen will Gal, der noch keine Familie hat, mit seinem gesamten Praxisteam und Freunden. Seine Angehörigen sehen dem 95 000-Dollar-Abenteuer (etwa 71 000 Euro) gelassen entgegen. Und Gal selbst blickt schon mal in die Zukunft: „In etwa 20 Jahren werden Weltraumflüge für jedermann normal sein.“