Eine Handvoll Leben

Im Dortmunder Klinikum hat ein Frühchen überlebt, das bei seiner Geburt nur 280 Gramm gewogen hat.

Dortmund. Kaum schwerer als ein Päckchen Butter: In Dortmund hat ein Baby mit einem Geburtsgewicht von lediglich 280 Gramm überlebt. Nach fast fünf Monaten Aufenthalt im Perinatalzentrum am Klinikum Dortmund konnten die Eltern das Mädchen jetzt mit nach Hause nehmen. Mit diesem extrem niedrigen Gewicht zählt das Kind nach Angaben der Klinik zu den kleinsten überlebenden Frühgeborenen weltweit.

Das Kind war in der frühen 24. Schwangerschaftswoche mit einer Körperlänge von 22 Zentimetern zur Welt gekommen. Eine normale Schwangerschaft dauert rund 40 Wochen. Die Kinder wiegen bei normalen Geburten im Schnitt 3500 Gramm und sind 50 Zentimeter lang. Bei der Entlassung wog „Dortmunds kleinste Kämpferin“ mehr als 2500 Gramm.

Es trinke seine Muttermilch mit großem Appetit und habe auch schon die ersten Impfungen gut überstanden, sagte der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dominik Schneider. Das Mädchen habe keine der gefürchteten Frühchen-Komplikationen wie etwa Hirnblutungen oder Krampfanfälle erlitten. Auch die Augenuntersuchungen seien vielversprechend gewesen, ebenso ein Hörtest. „Man hat auch den Eindruck, dass sie schon Kontakt aufnimmt“, sagt Schneider.

„Die Chancen waren minimal, maximal war die Zuversicht der Eltern“, sagt der Arzt. „Medizinisch und technisch hat uns das völlig an die Grenzen geführt.“ In den ersten Wochen musste die Atmung der Kleinen unterstützt werden. Ernährt wurde sie über einen Tropf und eine winzige Magensonde. Zunächst lag das Mädchen im Inkubator und dann im Wärmebettchen, nun schläft es im normalen Babybett.

Es erhält noch zusätzlichen Sauerstoff, kommt aber auch schon mehrere Stunden ohne Extra-Sauerstoff aus. Das erste Wochenende zu Hause sei gut gelaufen, sagt Schneider. Die Familie aus der Umgebung von Dortmund wird in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin von Experten unterstützt.

Wie sich das Kind weiter entwickeln wird, sei schwierig zu sagen, so Schneider. „Das ist bei der Entlassung nicht absehbar.“ Er glaube, dass das Kind genauso gute Entwicklungschancen hat wie Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von 800 bis 1000 Gramm. Häufig kommt es bei Frühgeborenen später zu Problemen wie etwa Aufmerksamkeitsstörungen in der Schule. In extremen Fällen können auch Lähmungen oder Krampfanfälle auftreten.