"Einhorn" erstmals nach zehn Jahren gesichtet

Berlin/Vientiane. Eines der seltensten und mysteriösestenTiere ist jetzt in Laos gesichtet worden: ein VietnamesischesWaldrind. Es ist so geheimnisvoll, dass es oft mit den sagenumwobenenEinhörnern in Verbindung gebracht wird - obwohl es zwei Hörner aufder Stirn hat.

Zuletzt wurde ein solches Tier vor zehn Jahrenfotografiert. Wie die Internationale Naturschutzunion (IUCN) amDonnerstag mitteilte, nahmen bereits Ende August Dorfbewohner in derProvinz Bolikhamsai in Zentral-Laos das Tier gefangen und brachten esin ihr Dorf. Dort verstarb es aber wenige Tage später.

Angereiste Forscher konnten noch Fotos vom lebenden Tier machen. Das tote Männchen wurde in die Provinz-Hauptstadt Pakxan gebracht, wo Biologen es untersuchen wollen. "Das kann ein wesentlicher Schritt nach vorne sein was das Verständnis dieser außergewöhnlichen und mysteriösen Art angeht", sagte Pierre Comizzoli von der IUCN.

"Man weiß nach wie vor wenig über diese Tiere", erklärte Stefan Ziegler vom WWF. Sie kommen im Gebirge von Laos und Vietnam vor, sind Regenwaldbewohner und etwa so groß wie mitteleuropäische Rehe. Ihre Hörner sind lang und nahezu gerade nach hinten gerichtet. Außerdem gelten Vietnamesische Waldrinder als vom Aussterben bedroht. Forscher schätzen, dass es nur noch wenige hundert Exemplare gibt.Entdeckt wurde die Art erst 1992.

"Das war damals eine Sensation", sagt Ziegler. Schließlich galt am Ende des 20. Jahrhunderts die Entdeckung einer neuen großen Säugetierart als ausgeschlossen. Den Einheimischen war das Tier zwar längst bekannt, europäischen Wissenschaftler bis zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Kein Biologe soll je ein Vietnamesisches Waldrind in der freien Natur gesehen haben. Nach seiner Entdeckung seien zwar mehrere Exemplare gefangen genommen worden, sie alle verstarben aber nach kürzester Zeit in Gefangenschaft. Das Vietnamesische Waldrind ist auch unter den Namen Saola oder Pseudoryx nghetinhensis bekannt.