Elbphilharmonie: Es bewegt sich was
Hamburgs Kultursenatorin gewinnt den Poker mit Hochtief.
Hamburg. Die Taktik der Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) scheint aufgegangen zu sein: Im Streit um den Bau der Elbphilharmonie lenkte der Essener Baukonzern Hochtief unmittelbar vor Ablauf des zweiten Ultimatums („Kündigung aller Verträge“) ein. Die Stadt und Hochtief einigten sich nach acht Monaten Stillstand auf den Weiterbau des spektakulären Konzerthauses. Neuer Übergabe-Termin soll Mitte 2015 sein.
„Mit der Vereinbarung konnten wir einen Geburtsfehler des Projektes beheben. Künftig werden die Abstimmungsprozesse vereinfacht, da die Architekten und der Bauunternehmer die Planungen gemeinsam fertigstellen werden“, sagte Kisseler am Donnerstag. Hochtief werde das Saaldach nachrüsten und es mit der Fassade bis Mitte 2013 fertigstellen.
Damit ist hoffentlich Schluss mit jahrelangem Streit, taktischen Spielchen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Zunächst sollte das Konzerthaus 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein. Mittlerweile liegen die Kosten für den Steuerzahler bei mindestens 323 Millionen Euro.
Die Gründe für den Streit liegen in der viel zu frühen Ausschreibung des Projektes — die Pläne der Architekten waren noch nicht fertig — und dem komplizierten Vertragswerk, bei dem die Stadt ständig zwischen Hochtief und den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron vermitteln musste. Diese hatten immer neue Wünsche, Hochtief beklagte fehlende Planungen.
Dieser Knackpunkt wurde nun behoben — Hochtief und die Architekten wollen endlich miteinander reden. Ob den Ankündigungen des Konzerns zu trauen ist, bleibt jedoch abzuwarten. Allzu oft gab es Absichtserklärungen — aber auf der Baustelle passierte wieder nichts.
Immerhin ist die Lage geklärt: Die Stadt konnte sich nicht länger von Hochtief auf der Nase herumtanzen lassen; der Essener Baukonzern hat wohl auch aus Imagegründen eingelenkt. Ein Weiterbau mit Hochtief ist für die Stadt definitiv die bessere Alternative als die angedrohte Kündigung: Hätte sie das Jahrhundertbauwerk tatsächlich in Eigenregie zu Ende gebaut, hätte sich die Eröffnung vermutlich noch weiter verschoben und die Bauausführung mit zahlreichen Subunternehmern wäre auch nicht billiger geworden.