Entwarnung im Streitfall Beuys

Im Konflikt der Künstlerwitwe mit dem Land glänzt jetzt Bettina Paust als neue Moyland-Chefin.

Düsseldorf. Joseph Beuys konnte wundervoll und befreiend lachen, über sich, über andere, über die Dummheit der Welt. Dann fletschte er fast schon sein Gebiss. Jetzt wäre wieder so ein Zeitpunkt gewesen: Am Montag stellte Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff nach fast vier Jahren Vakanz mit der Kunsthistorikerin Bettina Paust die neue künstlerische Leiterin von Museum Schloss Moyland vor, die schon seit 1995 dort agiert. Eine geschlagene Stunde ging es hin und her, über Konzepte, die Hängung, den Etat. Dann kam der entscheidende Satz: Grosse-Brockhoff will mit der Witwe Eva Beuys reden.

Im Hintergrund steht der 14 Seiten lange Brief des Beuys-Anwalts Gerhard Pfennig, Urheberrechtsexperte und pikanterweise zugleich Geschäftsführer der Verwertungs-Gesellschaft (VG) Bild-Kunst. Was ist, wenn er dem Land und der Moyland-Stiftung die Reproduktionsrechte entziehen sollte? Grosse-Brockhoff beeilte sich zu erklären, er werde über ihr eigenes Angebot nachdenken, das Familien-Archiv nach Düsseldorf zu geben. "Vielleicht finden wir eine Lösung. Vielleicht machen wir ein Angebot."

Inzwischen werden sogar jene Schokoladen-Stückchen wieder eingefügt, die anfangs die Wut von Eva erzeugt hatten: Das berühmte Beuys-Werk "Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet" aus dem Jahr 1964 war 1996 respektlos von einem Kölner Restaurator durch Pappe ersetzt worden. Bei der Ausstellung im Hamburger Bahnhof klebte noch die Pappe im Bild. "Das Werk wird jetzt saniert", sagt Bettina Paust nicht ohne Stolz.

Vielleicht ist ja diese neue Chefin couragiert genug, um auch andere Probleme zu lösen. Bevor sie nämlich ihr Ja-Wort zur Übernahme der künstlerischen Leitung gab, setzte sie erst einmal eine Wunschliste auf und ließ sich diese absegnen. Die sogenannte Moyländer Hängung, das heißt, ein Über- und Durcheinander von Bildchen, verschwindet zugunsten einer lange vergeblich geforderten Klarheit. Das Beuys-Archiv wird (endlich) partiell öffentlich sichtbar gemacht, damit die Leute verstehen, was es mit dem "erweiterten Kunstbegriff" und der lakonischen Gleichung "Kunst = Leben" auf sich hat. Die frühen Zeichnungen, meistens noch nie präsentiert, werden ausgestellt. Bettina Paust nennt sie "das riesige Universum des Beuys’schen Schaffens".

Endlich fließt auch wieder mehr Geld: Der Basis-Zuschuss des Landes für das Museum Schloss Moyland beträgt jetzt 2,69 Millionen Euro und steigt 2011 auf 3,4 Millionen Euro. 320 000 Euro gehen in die Erschließung des Archivs.