Jugend mit Alkoholproblem

Jeder fünfte Teenager gibt zu, sich mindestens einmal im Monat gezielt zu betrinken – oft bis zur Bewusstlosigkeit.

Berlin. Viele Jugendliche in Deutschland trinken im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen. Wodka, Tequila und Co. sind immer öfter beliebte Begleiter auf Partys. Es ist ein dicker Wermutstropfen in der Bilanz, die die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) am Montag vorstellte. Denn ihr Drogenbericht kann abgesehen vom "Koma-Saufen" mit einem zurückgehenden Trend beim Drogenkonsum aufwarten: Unter dem Strich wird in Deutschland weniger geraucht und weniger Alkohol getrunken. Doch die Zahl der jungen Krankenhauspatienten steigt.

Zwar gibt sich einer Umfrage von 2008 zufolge nur noch jeder fünfte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren dem exzessiven "Binge-Trinken" (englisch für Kampftrinken) hin, nachdem es im Vorjahr noch jeder vierte war. Aber noch nie mussten so viele 10- bis 20-Jährige im Krankenhaus stationär behandelt werden wie im Jahr 2007 - genau 23 165 Kinder und Jugendliche. Präzise Zahlen von 2008 liegen noch nicht vor, doch eine Umkehr des Trends ist nach Meinung von Fachleuten nicht eingetreten. Von Koma-Trinken spricht man, wenn fünf oder mehr Gläser Alkohol getrunken werden. Denn je nach Konstitution und Alkoholgehalt können schon fünf Gläser direkt in die Ambulanz führen.

Das Problem liegt nicht nur bei den Jugendlichen: In Deutschland trinken fast zehn Millionen Menschen gelegentlich Alkohol in riskanten Mengen. Rund 1,3 Millionen sind alkoholabhängig. Deutschland liegt im internationalen Vergleich beim Alkoholkonsum in den "Top Ten". "In der Gesellschaft herrscht eine weit verbreitete unkritisch positive Einstellung zum Alkohol vor", heißt es im Bericht.

Ausgerechnet vor diesem Hintergrund ist in der Koalition ein Streit über schärfere Schwerter im Kampf gegen Alkohol und Rauchen ausgebrochen. Bätzing wirft der Union vor, die geplanten Nationalen Aktionsprogramme aus Wahlkampfgründen zu blockieren. Dabei ist die Vorschlagsliste für die Aktionen schon deutlich geschrumpft. Die Wirkung höherer Steuern bei Bier und Wein auf den Konsum soll nur noch geprüft werden. Von einem Scheitern will Bätzing noch nicht sprechen. "Wir werden mit dem Koalitionspartner nochmal Gespräche führen."

Beim Kampf gegen das Rauchen fällt die Bilanz weit besser aus. Von den Jungen zwischen 12 und 17 Jahren rauchten 2008 nur noch knapp 15 Prozent nach 27 Prozent 2001, von den Mädchen etwa 16 Prozent nach knapp 28 Prozent, ergab eine Studie.

Ein anderes Problem wird jedoch größer: die Online-Sucht. Bis zu sieben Prozent der Bundesbürger sollen abhängig sein von Internet und Computer-Spielen. "Wir müssen die Medienkompetenz stärken", sagt Bätzing.