Erde bebt in Italien weiter - Nationale Trauer
Rom (dpa) - Die Reihe folgenschwerer Erdbeben in Norditalien setzt sich fort. Nach einem dritten Erdstoß mit einer Stärke von mehr als 5 am Sonntag verbreiteten zwei Nachbeben in der Nacht und am Morgen erneut Angst und Schrecken.
Sie erfolgten an jenem Tag, an dem unter anderem in den Schulen des Landes der Opfer der beiden Beben vom 20. und 29. Mai mit einer Schweigeminute gedacht wurde. Insgesamt 24 Menschen waren getötet und 400 verletzt worden. Während das Land trauert, bangt die Tourismusbranche um die ausländischen Urlauber.
Das sonntägliche Beben der Stärke 5,1 verstärkte die Angst der Bewohner der Emilia-Romagna vor einem neuen verheerenden Erdstoß, verletzt wurde aber niemand. Das Epizentrum lag wieder in der Region Emilia-Romagna in der Nähe der Städte Concordia und San Possidonio. Ein Opfer dieses Bebens wurde der bereits bei den beiden ersten stärkeren Stößen beschädigte Uhrenturm von Novi di Modena, wie italienische Medien am Montag berichteten. Der Turm sei eingestürzt.
Zahlreiche Trauergäste strömten in eine Kirche bei Carpi, um an dem Begräbnis des Pfarrers Ivan Martini teilzunehmen. Er war bei dem Erdstoß der Stärke 5,8 am vergangenen Dienstag in Rovereto di Novi von Trümmern seiner einstürzenden Pfarrkirche erschlagen worden.
Nach ersten Buchungsabsagen aus dem Ausland wandten sich die Präsidenten der Regionen Emilia-Romagna, Venetien und Friaul Julisch Venetien in einem gemeinsamen Appell an die ausländischen Touristen: „Kommen Sie auch dieses Jahr an unsere Küste, sie ist nach wie vor sicher und gastfreundlich.“ An der nördlichen Adria konzentriere sich ein Großteil des nationalen Tourismus, hielten Vasco Errani, Luca Zaia und Renzo Tondo in ihrer Erklärung vom Montag fest. Die Küsten seien von den Beben nicht betroffen und die Infrastrukturen intakt.
„Es kann niemand mit Sicherheit sagen, wann die Erdbewegungen enden werden“, erklärte der Erdbebenfachmann Enzo Boschi aus Bologna der Turiner Zeitung „La Stampa“. Es werde Energie freigesetzt, die sich in Jahrhunderten als Folge des Drucks von Süden nach Norden auf die Alpen zu angesammelt habe. „Es ist aber doch besser, eine lange Serie kleinerer Erdbeben zu haben als einen einzelnen Stoß mit zerstörerischer Kraft“, erläuterte der Ex-Chef des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie. Niemand könne sagen, ob es über Wochen, Monate oder Jahre Nachbeben geben werde.