Taschentücher raus - Heiratsanträge zum Schmachten

Berlin (dpa) - Hach, wie schön: Heiratsanträge sind Stoff zum Schmachten, nicht nur als Internetvideo. Ob die Wirklichkeit auch so filmreif ist? Muss es gar nicht, sagen Experten. Denn richtig ist, was dem Paar gefällt.

Isaac Lamb fand, seine Freundin Amy habe etwas ganz Besonderes verdient. Deswegen machte er ihr einen spektakulären Heiratsantrag, den Millionen Menschen bei Youtube gesehen haben. Amy sitzt im offenen Kofferraum eines fahrenden Autos. Sie hört über Kopfhörer „Marry You“ von Bruno Mars. Dann tanzen und singen Freunde und Verwandte passend dazu auf der Straße - es sieht aus wie ein Musical. Natürlich sagt Amy ja. Im Internet kursieren viele Videos von kitschigen bis herzerwärmenden Heiratsanträgen. Ein echter Zeitkiller: „Ich muss damit aufhören, Antragsvideos anzugucken“, lautet ein Kommentar.

Auch aus der Welt der Reichen und Schönen gibt es einige Episoden zum Schmachten. Der einstige Rüpelrapper Bushido hat, so die „Bunte“ richtig informiert ist, seiner Herzdame Anna-Maria Lagerblom auf Mauritius ein „romantisches Barbecue-Dinner im Mondschein“ organisiert. Der Ring steckte demnach auf einer Marzipanblume. Und: Er habe bei Anna-Marias Vater richtig formell um ihre Hand anhalten müssen, so Bushido. „Nach einem gemeinsamen Essen war alles klar zwischen uns Männern.“

Boris Becker versenkte bei seiner ersten Frau Barbara den Ring im Whiskyglas und war erfolgreich. Heidi Klum soll den Antrag von Seal in einem Iglu bekommen haben. Monica Lierhaus stellte ihrem Freund Rolf Hellgardt gleich vor Millionen Fernsehzuschauern bei ihrem TV-Comeback die Frage aller Fragen.

Etwas prosaischer hielt es FDP-Politiker Christian Lindner, wie in der „Bild am Sonntag“ zu lesen war. Er schrieb seiner Freundin im Fuerteventura-Urlaub auf eine Serviette „Willst du mich heiraten?“ und gab Möglichkeiten zum Ankreuzen: „Ja, Nein, Vielleicht“. Lindner hatte Glück. Fußballer Thomas Helmer nutzte die Premiere der Dinnershow „Palazzo“, um seiner damaligen Freundin Yasmina Filali zu sagen: „Ich bete dich an, du bist meine Göttin, willst du meine Frau werden?“ Es folgten ein zartes „Ja“ und 2005 die Hochzeit.

Heiratsanträge sind auch klassische Meldungen auf der Seite „Aus aller Welt“: So ließ ein Chinese in der Hafenstadt Qingdao für seine Angebetete gleich 48 Freunde auftreten - aus nicht weiter erklärten Gründen im Möhrenkostüm. Die Aktion soll ihn mehr als 10 000 Euro gekostet haben. Ein Israeli machte 1998 seiner Freundin im Flugzeug über die Bordlautsprecher einen Antrag. Einige Passagiere seien sich weinend in die Arme gefallen. Die Flugbegleiter verteilten Taschentücher.

Ein Hochzeitskandidat soll es sogar einmal geschafft haben, die „New York Times“ zu überreden, die Botschaft an seine Freundin in das Kreuzworträtsel zu verpacken. Beliebt ist, die Frage mit ungewöhnlichen Dingen zu schreiben: Ein Bauernsohn im oberbayerischen Pettling baute sie auf 70 Metern aus 150 Strohballen zusammen. Ein praktisches Utensil für Ehe-Anwärter sind auch Rosenblätter (15 Gramm kosten 4,95 Euro).

Am Strand, im Helikopter oder im Fußballstadion: Hört man sich unter Experten um, so sind filmreife Anträge doch eher die Ausnahme und kommen durch das Internet groß raus. „90 Prozent unserer Paare feiern normale Hochzeiten“, sagt Friederike Mauritz, Vorsitzende des Bundes deutscher Hochzeitsplaner. „Entscheidend ist, dass es für das Brautpaar spektakulär und romantisch ist“, sagt sie. So kennt sie ein Paar, bei dem sie ihm den Antrag in einer Tiefgarage gemacht hat. Auch die Berliner Hochzeitsplanerin Svenja Schirk hat solche Geschichten parat. Bei einem Paar sei es einfach beim Cafébesuch soweit gewesen - die Frau hatte einen missglückten Schuhkauf hinter sich. „Ich find's gut, so spontan“, sagt Schirk.