Erhängte "Bella": Wütender Ruf nach Lynchjustiz
Die Menschen rund um die Ohligser Heide zwischen Langenfeld und Hilden sind wütend über den grausamen Tod des 13 Wochen alten Hundewelpen - auf Facebook gibt es Aufrufe zur Lynchjustiz. Bellas Tod geht den Menschen offenbar näher als der eines Menschen.
Ohligser Heide. Wäre das Rauschen der nahe Autobahn nicht, der Ort an dem Bella starb, könnte friedlicher kaum sein. Doch die Umstände, die zum Tod des niedlichen Hundewelpen führten, berühren seit zwei Tagen die Menschen rund um die Ohligser Heide und sind alles andere als friedlich.
Selbst so erfahrene Beamte wie Polizeioberkommissar Hajo Rehbronn (56) wollten sich am Montag nicht äußern. Ihm gehe das immer noch nahe, macht der Beamte keinen Hehl aus seinen Empfindungen. Rehbronn war in der Samstagsschicht der Wache Solingen Ohligs und wurde gegen 13 Uhr von den Besitzern des gestohlenen Hundewelpen gerufen. Gemeinsam fuhr man die Straße Götsche hinunter bis in die Nähe der Stelle, an der die Familie bei einer privaten Suche ihren Hund tot an einem Baum hängend fand.
Es gibt Bilder davon, doch die dienen einzig der Beweissicherung und sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Nur soviel: Das 13 Wochen alte Pelzknäuel war an der eigenen braunweißkarierten Leine in die Astkabel eines jungen Laubbaums gehängt worden.
Die Ermittlungen haben längst begonnen. Nicht auszuschließen ist, dass eine weitere Tat folgt und dass der Täter womöglich auch für die mit Nägeln gespickten Köder, die in Vergangenheit gefunden wurden, verantwortlich ist.
Der gewaltsame Tod des kleinen Berner Sennen-Welpen, der am Donnerstag von einem Unbekannten geraubt und getötet wurde, beschäftigt die Menschen wie kaum eine andere Tat der letzten Zeit. Eine knappe Woche zuvor war in Solingen eine 60-Jährige gewaltsam zu Tode gekommen - Reaktionen darauf gab es kaum. Nach dem Tod des 13 Wochen alten Welpen können sich die Menschen kaum beruhigen. Von einer Wut ist im Internet zu lesen, die unweigerlich schlucken lässt.
Gleich mehrfach wird auf Faceboook zur Lynchjustiz am Täter aufgefordert. Wolf-Tilman Baumert, Oberstaatsanwalt in Wuppertal, sieht das sachlich. Solange nicht konkret mit Namen oder Täterbeschreibung zu einer Gewalttat aufgerufen würde, müssten die Behörden nicht einschreiten. Der Täter käme sowieso nicht unter einem Jahr Strafe davon.
Baumert weiß, dass die Polizei gegen Tierquälerei und in einer Raubsache und nicht nur wegen Diebstahls ermittelt. Immerhin hatte der Täter die 46-jährige Hundebesitzerin brutal zu Boden geworfen.
Spaziergängerin Claudia Sehnicht, die am Montag unweit des Tatortes ihre Hündin Ela ausführte, macht die Tat ebenfalls betroffen. Und sie versucht die erste Wut zu verstehen. Doch Strafverfolgung müsse man den Behörden überlassen, meint sie.
Die Solinger Philosophin Dr. Uta D. Rose, die ebenfalls von Tat und Reaktion der Menschen betroffen war, macht einen Vorschlag. „Vielleicht sollte man die Menschen auffordern, ihre Wut zu kultivieren." Wut könne auch friedlich sein, weiß sie.